Dornröschen-Walzer
oder: Fluch und Erlösung

Die Grundlage von Peter I. Tschaikowskis Balletts „Dornröschen“ ist die französische Version des Märchens. Sie trägt den Titel „La Belle au Bois dormant“: Als das märchenübliche Königspaar nach vielen Jahren endlich das ersehnte Kind, ihr Töchterchen Aurora (d.h. Morgenröte) zur Taufe trägt, wird die Feier durch den Auftritt der wütenden Fee Carabosse empfindlich gestört. Sie ist erbost, weil sie, im Unterschied zu anderen Feen, keine Einladung erhalten hat. In ihrem Zorn verflucht sie das Kind: Es solle sich an seinem 16. Geburtstag an einer Spindel tödlich stechen. Die gute Fliederfee kann den Fluch zwar nicht völlig neutralisieren, aber abmildern und in einen hundertjährigen Schlaf verwandeln, aus dem Aurora durch den Kuss eines Prinzen wieder erweckt werden soll.

An Auroras 16. Geburtstag, zu dem gleich vier Bewerber um die Hand der Schönen zugegen sind, geschieht das Unausweichliche: Aurora greift voller Freude nach einem riesigen Rosenstrauß, den sie zum Geburtstag geschickt bekommen hat, und sinkt scheinbar tot zu Boden. Sie hat sich an einer darin versteckten vergifteten Spindel gestochen. Die gesamte Hochzeitsgesellschaft sinkt in den angekündigten hundertjährigen Schlaf, aus dem alle erst nach dem Erscheinen des Prinzen Désiré erwachen, der Aurora bestimmungsgemäß wachküsst.

Das Ballett, das der Komponist selbst für sein bestes hält, findet sein Ende und seinen Höhepunkt in der Hochzeit Auroras und des Prinzen, die weiterhin aus der Ferne von der missmutigen Carabosse beobachtet wird.

Der berühmte Dornröschenwalzer stammt aus dem ersten Akt, dem 16. Geburtstag Auroras. Alle feiern, Aurora ist glücklich und umworben. Es herrscht eitel Sonnenschein, alle meinen es gut mit ihr – bis sie in den Rosenstrauß greift. Auch in diesem Märchen spiegelt sich ein wohlbekanntes mythologisches Motiv: Die Furcht, zu großes Glück könne den Neid der Götter (hier in Gestalt bösen Fee) provozieren.
Und auch hier wird trotz des Happy Ends das Böse nicht endgültig aus der Welt geschafft. Die Fee Carabosse behält ihren Platz. Hätte man ihr schon zu Beginn eine Einladung geschickt und ihre Anwesenheit schon bei Auroras Taufe geduldet, wäre alles nicht so schlimm gekommen ...

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.