Star Wars Suite
oder: Wird das Gute siegen?
Bei aller Verzweiflung: Gegenüber den kosmischen Dimensionen der Space Opera „Star Wars“, dem „Krieg der Sterne“, wirkt der Familienzwist der veronesischen Familien Capulet und Montague überschaubar. Dennoch sind es in beiden Werken dieselben Kräfte, die wirksam werden: Zerstörung und Versöhnung. – Die Erfahrungen in Konflikten gleichen sich: Nach einer gewissen Zeit der Polarisierung und des wachsenden Misstrauens verschwindet die letzte Zuversicht, die Sache ließe sich „im Guten“ regeln. Keiner traut dem Gegner mehr über den Weg. Am Ende stehen die Guten (das sind immer „wir“) den Bösen (das sind immer „die anderen“) gegenüber.
In „Star Wars“ steigert sich der Konflikt, unterstützt durch machtvolle Kampf- und Kriegstechniken in epischer Weise, so dass Gut und Böse, Schwarz und Weiß, einander in scheinbar klarer Eindeutigkeit gegenüberstehen.
Wie sich herausstellt, ist es so eindeutig dann doch nicht: So entpuppt sich der (böse) Darth Vader letztlich als (zumindest in den Anfängen guter) Jedi-Ritter und Luke Skywalker, der Kämpfer für das Gute, als leiblicher Sohn des vermeintlich Bösen heraus.
Star Wars deutet damit auf eine tiefere Erkenntnis hin: Das Böse ist nicht dort draußen. Es ist nicht gegenüber. Es sind nicht die anderen. Das Böse ist hier, da drinnen, es ist Teil deiner selbst. – Der eigentliche Kampf findet statt in der inneren Auseinandersetzung. Die Aufgabe besteht in der Annahme des vermeintlich Bösen als Teil der eigenen Person. Star Wars weist so in mythischer Wucht über das holzschnittartige Schwarz und Weiß, den Dualismus von Gut und Böse hinaus.
Seit dem Erscheinen des ersten Star Wars Films im Jahr 1977, ist bis heute ein Mammutwerk von drei Trilogien, insgesamt neun monumentalen Filmen entstanden. Damit begleitet der Star Wars Mythos eine ganze Generation, und wird zu einer Konstante im Leben des Komponisten John Williams.
Geboren 1932 in New York, genießt Williams, Sohn eines Orchestermusikers, eine ganz und gar klassische Musikausbildung. Er lernt schon mit drei Jahren das Notenlesen, übt sich früh am Klavier und studiert dann Komposition und Klavier. Während seiner Studienzeit tritt er auch als Jazz-Pianist in Erscheinung.
Nach diversen Arbeiten für das US-Fernsehen und einige Hollywood-Produktionen gelingt ihm 1972 der Durchbruch mit der Musik zum Katastrophenfilm „Die Höllenfahrt der Poseidon“. Sein Ruhm wächst schnell mit den Sound Tracks zu „Der weiße Hai“ (1975) und „Star Wars“ (1977). Für beide wird er mit dem Oscar belohnt.
Williams wird schnell zu Steven Spielbergs Lieblingskomponisten. Zu 28 Filmen Spielbergs schreibt er die Musik. Spielberg ist es auch, der George Lucas, den Regisseur des ersten Star Wars Films, auf Williams aufmerksam macht.
Musikalisch verbindet Williams mit der Filmmusik zu den Star-Wars-Filmen Gegensätzliches: den Futurismus des Films mit einer absolut unfuturistischen Musik, die von Anfang bis Ende ausschließlich dem Klang eines klassischen Sinfonieorchesters auskommen soll.
Dabei setzt er auf die Leitmotiv-Technik, eine Kompositionstechnik des 19. Jahrhunderts, die vor allem durch Richard Wagner perfektioniert worden ist. So ist Wagners Ring der Nibelungen „geradezu von einem Geflecht von Leitmotiven durchzogen“ (Wikipedia). Das epische Format haben Star Wars und der „Ring“ allemal gemeinsam.
Williams ordnet den verschiedenen Figuren Leitmotive zu, die mit deren Auftreten immer wieder erklingen. Genau diese Technik ermöglicht es ihm, über die gesamte Entwicklung der mittlerweile neun Filmepisoden hinweg eine Filmmusik zu schaffen, die in sich konsistent, wiedererkennbar und dennoch variabel ist. Die Arbeit mit Leitmotiven erlaubt die optimale Entwicklung der Serie.
Auch der Mythologie ist der Gedanke der Serie nicht fern. Nicht nur die Nibelungensage, auch die aneinander anknüpfenden griechischen Mythen, etwa die variantenreichen Abenteuer der griechischen Helden in Ilias und Odyssee oder die Abenteuer des Herakles leben vom Unterhaltungswert der Serie.
In der Star Wars Suite sind bekannte Leitmotive aus der Filmmusik zu hören: Das Hauptthema („Main Title“) weckt die Stimmung der Space Opera: Mitreißende, euphorische Klänge, die mit dem zentralen Helden Luke Skywalker assoziiert werden. Es folgt im zweiten Satz „Princess Leias Theme“, eine romantische Melodie. Flöten- und Streichertöne geben ihr den träumerischen Charakter. Es folgt „The Imperial Theme (Darth Vader’s Theme)“, eines der bekanntesten Motive der Star Wars Serie, das mittlerweile längst Kult geworden ist. – Der Gewalt Darth Vaders steht kontrastierend die Melodie des weisen Meisters gegenüber: „Yoda’s Theme“. Die Suite endet mit dem Finale „Throne Room & End Title“, einem Werk, das in sämtlichen Star Wars Filmen, unterschiedlich instrumentiert, erklingt und sie miteinander verbindet: das musikalische Hauptthema der ganzen Star Wars Reihe.