„La tempesta di mare“, Concerto op 10/1 für Flöte und Orchester

Der Klimawandel macht sich in den letzten Jahren bemerkbar durch katastrophale Naturereignisse. Sturm und Flut verbreiten Angst und Schrecken. Wir werden uns wieder deutlicher bewusst, dass wir die Gewalten der Natur letztendlich nicht beherrschen können, auch wenn moderne Technologien zeitweise diese Illusion in uns geweckt haben.

Menschen früherer Jahrhunderte sind immer davon ausgegangen, dass sie den Gewalten der Natur ausgesetzt sind und dass die menschlichen und technischen Möglichkeiten, sich dagegen zu schützen, sehr begrenzt sind.

Literatur, Kunst und Musik haben schon immer die Themen aufgegriffen, die die Menschen bewegten. So ist auch der Seesturm ein gefürchtetes Ereignis, das nicht nur Menschenleben, sondern zudem auch wertvolle Handelsschiffe mit Inhalt und damit ganze Vermögen vernichten konnte. Immer wieder ist er künstlerisch und musikalisch thematisiert worden, wie beispielsweise in Antonio Vivaldis (1678 – 1741) Concerto für Flöte und Orchester „La tempesta die mare“ (der Seesturm). Das dreisätzige Konzert wurde vor 300 Jahren in den 1720er-Jahren, wahrscheinlich 1728 in Amsterdam veröffentlicht. In der Musik seiner Epoche, des Barock, war der Sturm durchaus ein beliebtes Thema. Im Jahr 1706 war in Paris die Oper „Alcyone“ von Marin Marais uraufgeführt worden, deren (See-)Sturmszenen berühmt geworden sind. Von Georg Philipp Telemann stammt die weltliche Kantate „La Tempesta“ (der Sturm) und von Antonio Vivaldi ist neben dem Flötenkonzert auch ein Violinkonzert des gleichen Titels bekannt.

Vielleicht ist ein Konzert mit dem Thema „Seesturm“ für die Menschen der Barockzeit ein ähnliches Erlebnis gewesen wie für die Menschen der Gegenwart etwa ein Katastrophenfilm: Man unterhält sich am Schrecklichen und genießt die Lust an der Angst, wohl wissend, dass es ein Spiel ist, ein „Als ob!“ – Nichts wird uns passieren, wir dürfen uns ganz der Dramatik des Geschehens hingeben.

Antonio Vivaldi hat das Genre „Konzert“ weiterentwickelt und für ein breites Publikum interessant gemacht. Eine wichtige Innovation bestand in der Betonung und Ausarbeitung des langsamen Satzes, der die Zuhörerinnen und Zuhörer zur Ruhe bringt, sie womöglich in trügerischer Ruhe wiegt, bevor die Musik umso stürmischer wieder losbricht. Vivaldi wusste sein Publikum zu unterhalten. Nichts geht über eine gute Dramaturgie!

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