Capriol-Suite

Peter Warlock wurde 1894 als Philip Heseltine in eine wohlhabende und kunstliebende Londoner Familie hineingeboren. Seine Mutter war walisischer Herkunft und so verbrachte Philip nach dem Tod des Vaters und erneuter Heirat der Mutter einen großen Teil der Kindheit in Wales. Er interessierte sich sehr für keltische Kultur und lernte neben Walisisch auch andere keltische Sprachen.

Im Eton College lernte er durch seinen Klavierlehrer Colin Taylor den berühmten Komponisten Frederick Delius kennen, mit dem ihn bald eine enge Freundschaft verband. 1913 verbrachte er einige Monate in Köln, um Klavier zu studieren und Deutsch zu lernen. Beides mit wenig Erfolg, weshalb er dann in Oxford doch lieber klassische Literatur studierte. Er wurde damit aber nicht glücklich. Daher ging er für ein Jahr nach London, um dann das Studium endgültig aufzugeben. Er hatte ohnehin mehr Zeit im Britischen Museum verbracht, um alte vergessene Elisabethanische Musik auszugraben, die er dann sehr erfolgreich neu herausgab. Daneben schrieb er seit 1915 Musikkritiken für die "Daily Mail".

Obwohl er zum Kriegsdienst untauglich war, befürchtete er doch 1917 eine Einberufung und wich nach Irland aus. Hier begann er unter dem Namen Peter Warlock seine Karriere als erfolgreicher Song-Schreiber. Durch seine Studien der Elisabethanischen Poesie und seine Freundschaft mit Schriftstellern wie D. H. Lawrence und Aldous Huxley geschult, vertonte er nur Texte hoher literarischer Qualität. Seine Freundschaften wurden jedoch durch seine Labilität und Empfindlichkeit schwer beeinträchtigt. Mit Lawrence stritt er sogar vor Gericht, weil dieser ihn und seine Frau in seinem Roman "Women in love" nicht gerade vorteilhaft dargestellt hatte. 1920 gab Warlock in London die Musikzeitschrift "The Sackbut" heraus. Außerdem schrieb er Bücher über Frederick Delius und den Renaissance-Komponisten Carlo Gesualdo. Seine psychische Verfassung wurde in den Jahren darauf immer schlechter. Es gab Alkoholexzesse und schwere Depressionen. Mit nur 36 Jahren starb er 1930 an einer Gasvergiftung. Ob es ein Unfall war oder Selbstmord, konnte nicht geklärt werden.

Die 1926 für Streichorchester geschriebene "Capriol Suite" ist sein populärstes Werk geworden. Die alten Tänze, die er darin verarbeitete, fand er in dem Buch "Orchésographie" des Kanonikers Thoinot Arbot von 1588, der wichtigsten historischen Quelle über Tänze der Renaissance-Zeit und ihre Choreographien. Basse Dance (niedriger Tanz) ist ein langsamer Schreittanz ohne Sprünge. Hier schreitet man beschwingt im Dreiertakt. "Den Königen, Fürsten und großen Herren dient die Pavane dazu, sich aufzublähen und sich prunkend zu zeigen", schreibt Arbeau. Sie war der Lieblingstanz Elisabeths I, ein würdevoller Tanz im Zweiertakt mit einfachen Schritten. Die hier verwendete Pavane "Belle qui tient ma vie" kennen Sie vielleicht. Sie ist ein Evergreen und wird auch heute noch gern gesungen. Tordion ist ein lebhafter Tanz im Dreierrhythmus. Bransles waren Reigentänze zur Eröffnung von Bällen mit komplexer Choreographie. Warlock bringt hier die Instrumente zum Tanzen, indem er zum Schluss das Tempo immer mehr steigert. Der Titel "Pieds-en-l'air" (Füße in der Luft) bezieht sich auf eine Tanzfigur. Hier ist es ein langsamer Tanz im 9/4 Takt. Bis hierher hält sich Warlock weitgehend an die Harmonik der Renaissancezeit, die ja auch vor Kühnheiten nicht zurückschreckte. Der Klang des Streichorchesters bedient sich aber der romantischen Stilmittel: große Lautstärke-Gegensätze, satter Klang, An- und Abschwellen und starkes Verlangsamen am Ende. Im Schlussatz "Mattachins" - einem alten Schwerttanz, der in echter Rüstung oder Kostümen aus vergoldeter Pappe getanzt wurde,- lässt sich der Komponist durch die klirrenden Schwerter zu heftigen Cluster-Klängen animieren. Wir sind in der Moderne angekommen.

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