Ein Amerikaner in Paris
Auch George Gershwin (1898-1937), den Amerikaner russisch-jüdischer Herkunft zog es 1928 für zwei Monate in die quirlige französische Hauptstadt. Der extrem erfolgreiche Broadway-Komponist haderte mit seiner fehlenden klassischen Musikausbildung. Seine Ausflüge in diesem Bereich hatte er daher bisher immer von Profis instrumentieren lassen. Das wollte er jetzt selber lernen und kontaktierte dafür alle berühmten seriösen Komponisten, darunter Igor Strawinsky, Alban Berg und Maurice Ravel. Er fragte ihn, ,,warum er denn ein zweitklassiger Ravel werden wolle, wo er doch ein erstklassiger Gershwin sei?" Strawinksy dagegen erkundigte sich, was Gershwin im Jahr verdiene und meinte dann: ,,Wenn das so ist, sollte ich bei Ihnen Unterricht nehmen."
Beim Amerikaner in Paris gab sich Gershwin zum ersten Mal selbst an die Instrumentation, was gut klingt, aber für die Musiker höllisch schwer zu spielen ist, da auf die Eigenheiten der Instrumente wenig Rücksicht genommen wird.
„Es ist meine Absicht, die Eindrücke eines amerikanischen Reisenden wiederzugeben, der durch Paris schlendert, den Straßenlärm hört und die französische Atmosphäre in sich aufnimmt," sagt Gershwin selbst. Für die Uraufführung des Auftragswerks der New Yorker Philharmoniker besorgte er sogar Original-Hupen von Pariser Taxis.
Auch bei Gershwin ergibt sich die Form aus der freien Fantasie. Er setzt unaufgelöste Septakkordketten nebeneinander, nutzt viele Halbtonpassagen, rückt unvermittelt in neue Tonarten. Dies alles gab es bei Franck ebenso schon. Dazu kommen jetzt die elektrisierenden jazzartigen Rhythmen, die sich raffiniert mit Pariser Modetänzen wie Cancan und Charleston mischen. Der Kölner Offenbach lässt grüßen!
Vielleicht kennen Sie den Amerikaner in Paris aus dem gleichnamigen Musicalfilm von Vincente Minelli von 1951. Gershwin erhielt für die Musik 1952 posthum einen Oscar. Er starb leider schon 1937 an einem Hirntumor.