Max Bruch (1838 - 1920)
Violinkonzert Nr. 1 g-moll op. 26
Max Bruch, 1838 in Köln geboren, wird bis heute nur mit seinem so „entsetzlich populär“ gewordenen Violinkonzert identifiziert. Dabei schrieb er schon als 11jähriger Kammermusik und eine Orchester-Ouvertüre, mit 14 eine Sinfonie und mit 20 die erste Oper. Die Zeitgenossen schätzten vor allem seine zahlreichen großen Chorwerke. Da gibt es noch viel Reizvolles wiederzuentdecken.
„Die Composition von Violinconcerten ist eine verflucht schwere Sache“, schrieb er einem Freund. „Ich habe von 1864-68 mein Concert gewiß ein halb Dutzendmal wieder umgeworfen, und mit x Geigern conferiert“, bevor es endlich die Form gewonnen hatte, in der es 1868 in Bremen mit dem großen Geiger Joseph Joachim uraufgeführt wurde. Es ist, vor allem wegen der Mithilfe Joachims, der auch Brahms beraten hat, technisch wie musikalisch ein sehr geigerisches Konzert geworden. Formal verbindet es die klassische Dreisätzigkeit mit der Freiheit einer romantischen Fantasie. Im „Vorspiel“ genannten ersten Satz entfaltet sich zwischen Dramatik und Gesanglichkeit ein freier Dialog von Solist und Orchester. Im Adagio darf die Geige sich dann ungehemmt aussingen. Ungewöhnlich ist die Gewichtung der Sätze: das furiose, ungarisch-übermütige Finale ist genau so lang wie die beiden ersten Sätze zusammen. Harmonische Überleitungen zwischen den Sätzen schließen nach Mendelssohns Vorbild das Ganze zu einer Großform zusammen. Trotz aller rhapsodischen Freiheit stehen alle Sätze in der klassischen Sonatenform.