Cavatina der Rosina
Gioacchino Rossini, 1792 in Pesaro geboren, wuchs durch seine Eltern, eine Sängerin und einen Hornisten, in der Welt der Oper auf. Er studierte in Bologna Klavier und Cello, sang und komponierte. Mit 21 hatte er bereits 10 Opern geschrieben u. a. für so renommierte Häuser wie die Mailänder Scala und das Teatro La Fenice in Venedig. Viele Bravourrollen schrieb er seiner Frau, der phänomenalen Sängerin Isabella Colbran in die Kehle. Bis 1829 beherrschte er die Opernszene in Italien und in Paris, dann hörte er auf zu komponieren. Später schrieb er nur noch gelegentlich „Alterssünden", witzige kleine satirische Klavierstücke.
Heute kennt man von ihm vor allem die komischen Opern mit ihren bekannten Ohrwürmern. Dabei hat er bedeutend mehr ernste als heitere Opern geschrieben. Rossini vermischt beide Genres: Die starren Figuren der komischen Oper bekommen eine glaubhafte Persönlichkeit, sie zeigen differenzierte Gefühle und Entwicklungen. Der italienische „Belcanto" bekommt durch ihn eine ganz neue Bedeutung. Die Musik zeigt Eleganz und Ironie. Davon waren nicht alle Zeitgenossen begeistert. Die Uraufführung des „Barbier von Sevilla" wurde 1816 in Rom trotz großartiger Sänger lautstark abgelehnt. Man war die populäre Vertonung von Paisiello gewohnt und wollte nichts Neues.
Rosina, ein junges, nicht adeliges Mädchen, hat die Stimme ihres geliebten Lindoro (Graf Almaviva) gehört. Ihr Vormund wird der Verbindung aber nicht zustimmen. Er will Rosina selbst heiraten, um an ihr Geld zu kommen. Rosina aber gibt nicht auf. Sie singt davon, wie gelehrig, respektvoll, gehorsam, liebevoll sie sei. Aber, wenn ihr
wunder Punkt getroffen wird. Sie wird ihm „hundert Fallen" stellen und ihn letztlich über alle Standesgrenzen hinweg besiegen. „Hundert Fallen" – „cento trappoli" – hat Rossini dabei auch der Sängerin und den Instrumentalisten gestellt.