
Kölner Stadt-Anzeiger - 18.8.2009 - Claudia Grosse
Tango, Country und Beethovens Fünfte
Musik ist keine leichte Sache - sie zu spielen ebenso wie sie zu komponieren. Das Komponierte dann derart umzusetzen, dass beim Zuhörer tatsächlich das ankommt, was gemeint war, ist wiederum ein Ding für sich. Als besonders schwierig stellte sich das heraus, als sich das Bergheimer Sinfonieorchester einer besonderen Herausforderung angenommen hatte: Im Rahmen von "Klassik im Park" am Aachener Tor stand die Erftserenade Nr. 2 des Musikers und Komponisten Dieter Kirchenbauer auf dem Programm. Vor zwei Jahren war der erste Teil der als Trilogie angelegten Heimatsinfonie im Bedburger Schloss uraufgeführt worden.
Mit improvisiert anmutendem E-Piano eröffnet Dieter Kirchenbauer das zweistündige Werk, bevor die Streicher einsetzen und die Führung übernehmen. Doch bereits hier drängen sich Fragen auf: Durchbricht der Komponist die zunächst harmonisch angelegte Musik mit disharmonischen Momenten? Oder ist es schlichtweg so, dass das Orchester zuweilen so unsauber spielt? Sicher ist beides der Fall, womit die kompositorische Idee leider ihren Sinn verfehlt
Womit Kirchenbauer imponieren kann, ist Vielfältigkeit. Da steht plötzlich eine fünfköpfige Band auf der Bühne und gibt einen rockigen kölschen Song zum Besten. Einen Hauch von Zarah Leander verströmt Christine Ladda, als sie mit rauchiger Stimme "Wunder geschehen" lässt. Tangorhythmen mischen sich mit Countryklängen. Das Orchester mischt klassische mit impressionistischen Elementen - leider recht zusammenhanglos.
Zum Höhepunkt avanciert der Auftritt des Gitarristen Lajos Tar. Virtuos spielt er sich durch zwölf Tonarten. Die zwölf Monate sollen musikalisch dargestellt werden. Und tatsächlich zaubert Tar die verschiedenen Stimmungen herbei. Mit Zettelchen und darauf notierten Tonarten will Kirchenbauer das Orchester beim immer gleichen Zwischenspiel zur "Improvisation"animieren. Ein Scherz? Wenn, dann ein schlechter. Denn das Orchester hält seiner Partitur und der immer gleichen Tonart die Treue. Lustig geht es dann zu, als die Melodie des Podolski-Schlachtrufs mit Beethovens fünfter Sinfonie verwoben wird. Das Publikum klatscht dankbar und amüsiert.