pr 20231218 ksta 450 320Kölner Stadt-Anzeiger - Michael Henke - 18.12.2023

Ein fulminantes Winterwunderland

Sinfonieorchester Bergheim verzauberte mit Band und Solisten das Publikum im Medio - Klavierim Mittelpunkt

"Um öffentlich Musik zu machen, braucht man eine hohe Grundempathie", erläuterte der Moderator des Winterwunderlandes, Wolfgang Nagel, am Freitagabend im Medio, als er das Sinfonieorchester Bergheim und vor allem dessen Leiter Andreas Hilner vorstellt. Gelinge dies, würden Musikerinnen und Musiker mit dem Publikum zu einer Gemeinschaft zusammengeführt. Ergänzend ist zu sagen, dass diese Grundempathie auch zwischen den Musikern bestehen oder sich im Laufe des Konzerts entwickeln muss, damit der Funke überspringt, gerade wenn es sich wie bei der Winterwunderwelt um ein 70-köpfiges Ensemble handelt. Denn mit dem Sinfonieorchester Bergheim musizierte eine Band mit Schlagzeug (Sameh Mina), Bass und Akkordeon (DietmarBerteld), Gitarre (Wulf Hanses-Ketteler) und Klavier (Martin Doepke) sowie die "Soulful Voices" Jeannette Marchewka, Anna Doepke, Christine Ladda, Henning Basse und Tino Selbach.

Hilner war mit allen in Kontakt. Man merkte ihm die Freude an der Musik und dem Zusammenspiel, der Kommunikation zwischen den Musikern an. Und mit seinen ausladenden Gesten auf dem Podest des Dirigenten nahm er auch die Zuhörerinnen und Zuhörer mit in die voluminöse, hervorragend ausgesteuerte Klangwelt.

Ganz wichtig in dieser musikalischen Gemeinschaft ist das Klavier mit dem Pianisten Martin Doepke, der das Programm zusammengestellt und die Gesamtleitung innehatte. Das Instrument stand nicht von ungefähr in der Mitte vor der Bühne, weil es zwar nur bei wenigen Stücken solistisch in den Vordergrunddrängte, aber immer - man ist versucht zu sagen, selbst wenn es bei einem Lied pausierte - Band, Orchester und Gesang zu einer festen Einheit zusammenband und verschmolz.

Die Musiker stammen fast alle aus der Region, die Setlist war international aufgestellt. Es waren mit wenigen Ausnahmen wie "Maria durch den Dornwald ging" keine Stücke, die man bereits in Kita, Schule oder Kirche selbst zu singen gelernt hat, sondern überwiegend internationale Lieder zu Weihnachten, zum Winter und zum Frieden, deren Melodien bekannt sind. Sie gaben den fünf Sängerinnen und Sängern die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, wobei im ersten Teil des Abends der Gesang an manchen Stellen zu artistisch geriet, was zwar Bewunderung auslöste, aber die Emotionalität der Musik dämpfte. Sie entfaltete sich besser, als die fünf zurückhaltender sangen, und gerade in den Duetten, wenn zwei der unterschiedlichen Stimmlagen in den Dialog miteinander traten, wie zum Beispiel der klassisch ausgebildete "kölsche Tenor" Tino Selbach mit "Rockröhre" Henning Basse bei Michael Jacksons "Earth Song" oder bei "I feel good". Nach mehr als drei Stunden und 26 Songs wurde Andreas Hilner verabschiedet. Er hat das Sinfonieorchester Bergheim seit 2016 geleitet, und für ihn war es das letzte Konzert mit diesem Ensemble. Ein bewegender Moment, bevor sich das Publikum mit der Erinnerung, dass "wir nur in Gemeinschaft etwas schaffen können" und John Lennons "Imagine" in den späten Abend zerstreute.

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