pr 20231107 ksta 450 320Kölner Stadt-Anzeiger - Joachim Röhrig - 07.11.2023

Ein fulminanter Abschied vom Pult

Dirigent Andreas Hilner verlässt das Bergheimer Sinfonieorchester aus Zeitgründen - Matthias Kiefer folgt nach

Zum krönenden Abschluss einer nicht allzu langen, aber sehr kreativen Schaffenszeit zog der Mann am Taktstock noch einmal alle Register: Andreas Hilner dirigierte am Sonntag sein letztes "Klassikkontraste"-Konzert und trieb die 50 Musikerinnen und Musiker des Bergheimer Sinfonieorchesters noch einmal zu Höchstleistungen an. Am Ende eines genussreichen Abends durfte er sich über lautstarken Sonderapplaus von 450 Gästen im Medio freuen.

Viele im Publikum waren überrascht, als der Orchestervereinsvorsitzende Stephan Schmitz vor dem letzten Stück des opulenten Programms zum Mikrofon griff: "Ja, es stimmt. Unsere Zusammenarbeit mit Andreas Hilner geht in Kürze zu Ende. Wir bedauern das sehr, können es aber auch verstehen."
Zeitmangel hat den 55-Jährigen, der in der Klassikszene ein gefragter Mann ist, dazu bewogen, sich schweren Herzens vom kreisstädtischen Vorzeigeorchester zu verabschieden. Denn Hilner ist nicht nur Dirigent, sondern gehört als Holzbläser mehreren renommierten Ensembles an und hat zudem eine Professur an der Düsseldorfer Musikhochschule.

"Wer mitbekommt, mit wie viel Verantwortungsbewusstsein und Aufmerksamkeit sich Andreas Hilner all diesen Aufgaben widmet, der kann sich vorstellen, dass er irgendwann einfach an zeitliche Grenzen stößt. So hat er uns bereits vor einem Jahr mitgeteilt, die Leitung unseres Orchesters Ende 2023 aufgeben zu müssen", sagte Stephan Schmitz und bedankte sich für sechs gute Jahre beim scheidenden Dirigenten: "Du hast in dieser Zeit wunderbare Konzertprogramme zusammengestellt, die uns Musiker berührt und erfreut und die auch das Publikum sehr angesprochen haben. In den Proben hast du uns herausgefordert und ermutigt, auch schwere Stücke in Angriff zu nehmen, dabei aber immer einen freundlichen Ton gewahrt. Für diese angenehme und fruchtbare Zusammenarbeit bedanken wir uns aus tiefstem Herzen."

Was Schmitz in lobende Worte fasste, hatten das Orchester und sein erneut vor Esprit sprühender Dirigent zuvor fast zwei Stunden lang in einem mitreißenden Konzert unter dem Motto "Die vier Element Erde, Wasser, Feuer, Luft" musikalisch zum Ausdruck gebracht. Den Schwerpunkt bildete die von erdiger Naturverbundenheit geprägte 2. Symphonie von Johannes Brahms.

Einen Meeressturm ließen die Streicher-Sektion des Orchesters und die glänzend aufgelegte Querflöten-Solistin Susanne Schrage bei Vivaldis virtuosem Concerto "La tempesta di mare" aufbrausen. Immer wieder gern gehört wird auch die an venezianische Gondellieder erinnernde Barcarole aus der Offenbach-Oper "Hoffmanns Erzählungen". Besonders gut kamen beim Publikum zwei von südländischem Feuer geprägte Tänze aus den Federn von Manuel de Falla und Arturo Marquez sowie der "Sphärenklänge"-Walzer von Josef Strauß an. Das Sinfonieorchester hatte sich bewusst dafür entschieden, seinen Dirigenten bei einem Konzert im Rahmen der eigenen Klassikkontraste-Reihe zu verabschieden. Andreas Hilners letztem Auftritt folgt aber noch ein allerletzter - am 15. Dezember bei der Medio-Winterwunderland-Revue, bei der die Sinfoniker als Begleitorchester für namhafte Pop-, Rock- und Musicalsolisten fungieren. Im neuen Jahr übernimmt dann Matthias Kiefer den Taktstock. Er ist unter anderem als Trompeter im Gürzenich-Orchester und Dozent an der Kölner Musikhochschule tätig.

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