pr 20220913 ksta 450 320Kölner Stadt-Anzeiger - Oliver Tripp - 13.11.2022

Furioser Neustart

Sinfonieorchester Bergheim meldet sich mit einem gefeierten Konzert zurückl

Lang anhaltenden und begeisterten Applaus spendeten Zuhörerinnen und Zuhörer zum Ende des Konzertes mit dem Sinfonieorchester auf der großen Bühne im Medio. Bravorufe hatte es schon vorher gegeben, wenn besonders ergreifende und dramatische Orchesterpassagen verklungen waren.

Die Hoffnung der Orchestersprecherin Susanne Schrage, zwei Jahre angestaute Spielfreude werde auch das Publikum anstecken, hatte sich rundum erfüllt. Im März 2020 hätte das Sinfonierorchester noch die letzte Probe vor dem Lockdown absolvieren können, mehrfach sei das Konzert verschoben worden.

"Märchen und Mythen" lautete das Thema in der Reihe Klassikkontraste. Rund 400 Menschen waren gekommen, darunter viele Familien mit Kindern und junge Leute. Das Märchen "Hänsel und Gretel" als recht gruselige Abendlektüre für Kinder sei ja eher zum Einschlafen ungeeignet, moderierte Schrage den Auftakt an, das Vorspiel zu "Hänsen und Gretel" von Engelbert Humperdinck. Nach anfänglich idyllischen Passagen, mündete die Musik nämlich wild und ungestüm in einem wirbelnden Hexenritt in den Lüften, gekrönt von sirrenden Beckenklängen. Im Lied "Sandmann und Abendsegen" verliehen die Sängerinnen Annabelle Heinen und Anne Sass den Figuren Hänsel und Gretel anrührende Stimmen.

Volles Blech und kraftvolle Triller im schnellen Dreivierteltakt zeigte das Orchester bei Tschaikowskys "Dornröschen Walzer".

Strahlende Fanfaren, Harfenklänge, Flöten und Oboen rankten sich um eine so liebliche wie wehrhafte Prinzessin Leia, im Wechsel mit bedrohlichem Dröhnen der Kesselpauken bei den schleppenden Märschen der dunklen Mächte eines Darth Vaders in der "Star Wars Suite" von John Williams. Mitreißende Dynamik und Dramatik entwickelte hier das Orchester, das in außergewöhnlich großer Besetzung zu hören war.

Bisweilen zart und feinteilig, gespielt nur von einigen wenigen Instrumentalisten, hingegen ließ Orchesterleiter Andreas Hilner Liebe und Trauer in Tschaikowskys "Romeo und Julia Fantasie Ouvertüre" erklingen, bevor es auch hier zu einem furiosen Abschluss kam.

Die Gesangssolistinnen Heinen und Sass erinnerten in "Chim Chim Cher-ee" an Mary Poppins. Mit "I feel pretty" leiteten sie über in eine Auswahl von Titeln der "West Side Story". Da konnte man mit Hilfe von Gongs, Kuhschellen, Rasseln, Schlagzeug, Kesselpauken und flotten Streichern die Jets und die puertorikanischen Sharks förmlich vor dem inneren Auge tanzen sehen.