Kölner Stadt-Anzeiger - Joachim Röhrig - 30.12.2020
Endlich wieder ins Winterwunderland
Künstler aus der Region begeisterten das Publikum im Medio mit ihrer Weichnachtsshow
Wenn jedes Stück für sich ein einzigartiger Genuss ist und sich das Ganze dann fein aufeinander abgestimmt zu einer betörenden Gesamtkomposition zusammenfügt, kann niemand widerstehen. So schmolzen denn auch die rund 400 Gäste dahin, die sich am Freitagabend im Medio von einem Großaufgebot herausragender regionaler Künstlerinnen und Künstler einmal mehr ins musikalische "Winterwunderland" entführen ließen.
Seit 2012 schon wird die große Weihnachtsshow alle zwei Jahre in Bergheims Kulturstube präsentiert. Und das Wiederhören macht immer wieder Freude, diesmal sogar besonders viel, da die Liebhaberinnen und Liebhaber der Show sich wegen der Absage 2020 gedulden mussten. Doch das Warten hat sich gelohnt, denn die Mitwirkenden haben noch einmal emsig am Feinschliff der Inszenierung gefeilt und die eine oder andere neue Perle ins glänzende Collier eingefügt.
Die Besonderheit des "Winterwunderlandes" besteht darin, dass die aufwendige Medio-Eigenproduktion unter der Gesamtleitung des bekannten Bergheimer Musical- und Filmkomponisten Martin Doepke fast ausschließlich von heimischen Kräften gestaltet wird. Mit von der Partie waren auch diesmal das von Andreas Hilner dirigierte Bergheimer Sinfonieorchester und eine Rockband mit dem Bedburger Gitarren-Ass Wulf Henses-Ketteler an der Spitze.
Die Publikumslieblinge im Wunderland sind neben dem charmanten Kölner Moderator Wolfgang Nagel aber stets die Gesangssolisten. Der kölsche Tenor Tino Selbach, die norddeutsche Rock-Röhre Hennig Basse und die rheinischen Vorzeige-Sängerinnen Christine Ladda, Anna Doepke und Jeannette Marchewska zogen einzeln und in diversen Kombinationen wieder alle Register ihres Könnens und begeisterten in besonderem Maße, wenn sie zu fünft gemeinsame Sache machten - wie etwa beim amerikanischen Swing-Ohrwurm "Winter Wonderland", Händels "Halleluja" in einem großartig arrangierten Klassik-Pop-Crossover oder dem Gospel-Evergreen "Oh Happy Day".
Diese drei Titel deuten schon an, wie weit gefächert das musikalische Spektrum im Bergheimer "Winterwunderland" ist. Für Nat King Coles Jazz-Ballade "Christmas Song" reichten Christine Laddas ausdrucksstarke Stimme und Wulf Henses-Ketteler virtuose Akustikgitarre. Beim Italo-Klassiker "Miserere" sorgten Selbach, der natürlich auch einige kölsche Weihnachtslieder beisteuerte, und Basse mit großorchestraler Begleitung stimmgewaltig wie einst Zucchero und Pavarotti für Gänsehaut-Momente. Gleiches gelang Jeannette Marchewska mit ihrer intensiven Interpretation von Michael Jacksons "Earth Song" und Anna Doepke bei Eric Claptons "Chance the World".
Zwischendurch glänzte das Sinfonieorchester mit Instrumentalstücken und betrat wie etwa beim Irish-Folk-Hit "Toss the Feathers" mit mitreißenden Soli von Konzertmeister Sebastian Reimann an der Violine und Susanne Schrage auf der Querflöte ungewöhnliche Pfade. Klassik, Folk, Jazz, Swing, Mundart, Pop und Rock: Das mag alles ein wenig nach musikalischem Gemischtwarenladen klingen, fügte sich aber nicht zuletzt dank der meisterlichen Arrangements von Martin Doepke zu einem stimmigen, wunderbar in die Weihnachtszeit passenden Gesamtrepertoire zusammen.
Die Reise durch die Jahrhunderte und die Genres endete hoch emotional mit John Lennons Friedenshymne "Imagine". Das begeisterte Publikum hielt es nicht auf den Stühlen.