Rhein-Erft-Rundschau - 09.04.2019 - Oliver Tripp
Autohupen im Konzert
Bergheimer Musiker traten·in der Reihe Klassikkontraste auf
Einen tollen Konzertabend legte das Sinfonieorchester Bergheim unter der Leitung von Andreas Hilner in der Reihe ,,Klassikkontraste" am Sonntagabend hin. Begeisterten Zwischenapplaus ernteten die Musiker schon in der ersten Hälfte des Konzertes, die von der tief emotional bewegenden Musik von Cesar Franck angefüllt war, seiner "Symphonie d Moll".
Das sei eine selten von Laienorchestern gespielt, schwierige Sinfonie, deren Verständnis vielen Musikern sich nicht auf Anhieb erschlossen habe, sagte der Vorsitzende des Sinfonieorchesters, Stefan Schmitz, in der Pause. Doch dann habe es ihn gepackt. Plötzlich, nach mehreren Proben, habe er sich dabei ertappt, die Musik Francks unter der Dusche zu summen. Es seien Melodien von eingängigem Charakter wie Ohrwürmer, schwärmte Schmitz. Im Programmheft schildert Barbara Wöstmann das Spätwerk, da ist vom "kämpferisch herumspringenden Thema" die Rede, von "Tumult und flirrender Unruhe", von "Melodielinien, die wachsen wie Lianen, sich auswachsen zu einem großen Organismus", als "Reise durch Nacht zum Licht". Es sei Musik, die unbedingt von der Live-Situation, von der Anlage des großen Orchesterwerkes auf der Bühne des Medios profitiere, sagte die Flötistin und Sprecherin Susanne Schrage. Und wirklich hatte das Orchester alle Kräfte zum Konzert mobilisiert, zusätzlich zum etwas 50-köpfigen Stamm hatte man auf etwa 70 Musiker dazugebucht. Unter ihnen Spezialisten wie etwas für verschiedene Schlagwerke. Oder Saxofone, die in der zweiten Hälfte gebraucht wurden, als es neben der atmosphärisch dicht gepackten Orchesterfassung von Debussys "Clair de Lune" und der lieblichen "Sicilienne" von Gabriel Fauré in die amerikanische Monderne von George Gershwin ging.
In "Ein Amerikaner in Paris" schildere Gershwin tonmalerisch einen Sparziergang im damaligen Paris, kompositorisch ganz in Anlehnung an die Tradition des Impressionisten Debussy, verriet Susanne Schrage. Selbst die Autohupen, auf die Gershwin in seiner Uraufführung zurückgriff, brachte das Orchester ins Spiel. Und im Mittelteil, einer melancholisch swingenden Jazzmelodie, spielten Solisten eine sehr schön bluesige Trompete und Posaune.
Den Schlussteil des Konzertes krönte die Jazzsängerin Laura Totenhaben mit den prominentesten Liedern des "Spatzes von Paris", Edith Piaf: "Pada, Padam", "La vie en rose" und "Non, je ne regrette rien". Langen Applaus ernteten Orchester und Sängerin, die noch ein "Milord" mit schon fast gesprochenem, höchst ergreifenden Text nachlegten.
Als die Zuschauer dann noch keine Ruhe gaben, erinnerte sich das große Orchester an 200 Jahre Jaques Offenbach und seines so kurzen wie schnellen Can-Cans, spätestens da hielt es das Publikum nicht mehr auf den Sitzen, die Besucher applaudierten im Stehen.