pr 20191119 ksta 450 320Kölner Stadt-Anzeiger - Dietmar Fratz - 19.11.2019

Unvollendetes zum Kolpingjahr

Sinfonieorchester und Projektchor spielten Sinfonie und Requiem

Das Sinfonieorchester Bergheim mit Schuberts siebter Sinfonie ("Unvollendete") und ein Projektchor des Seelsorgebereichs Kerpen Süd-West setzten jetzt in der Brüggener St.-Josef-Kirche wohlige Klangwelten aus Romantik und Klassik gegen die November-Tristesse.

Kolpingsfamilie, Kirchen und Stadt krönten mit dem Konzert das Festjahr zum 150-jährigen Bestehen der Kerpener Kolpingsfamilie, die das Gedenken an den vor gut 2000 Jahren in Kerpen geborenen Gesellenvater, Priester und Sozialpolitiker Adolph Kolping pflegt. Düster beginnt die Schubert-Sinfonie, die der Komponist 1822, sechse Jahre vor seinem Tod, unvollendet nach zwei Sätzen enden ließ. Von einem dritten Satz sind lediglich Skizzen überliefert. Schnell hellt das Klarinettenthema das Klangbild auf, bevor die Celli sonor ihr Motiv dagegensetzen. Orchesterchef Andreas Hilner legte das Werk breit an.

Die meist sauberen Pianissimi in den Streichern schwebten weich und verzaubernd an die Untergrenze der Lautstärke durch den voll besetzten Kirchenraum. Mit der Urkraft der Blechbläser gelang kraftvollen Tutti. Der Projektchor hat mit rund 50 Sängern ein Jahr lang unter Monika Heggen und Robert Sterkel an Mozarts Requiem geprobt, das der Klassikgenius in seinem Todesjahr 1781 nicht mehr fertigstellen konnte. In der Sequenz bricht der ausgearbeitete Notentext ab. Sein Schüler Fran Xaver Süßmayer ergänzte die Mozart-skizzen zum heute bekannten Werk.

Statt er in der Partitur besetzten Bassett-Hörner lieferten gleich zu Beginn die Klarinetten das Terzen-Thema. Die durchaus übliche und vergleichbare Variante begründete Hilner damit, dass er mit dem im Orchester vorhandenen Instrumentarium auskommen wollte.

Sein gegenüber der Schubert-Sinfonie etwas verkleinertes, immer noch riesiges Ensemble zeigte gro0e Spielfreude. Unter der Gesamtleitung Sterkels agierte der Chor umsichtig und ausgewogen, auch in den Männerstimmen hochpräsent. Hier und da benötigten Höhe Sopraneinsätze kurze Einschwingphasen. Die Nuancen vom gepfefferten "Dies irae" bis zum sanften "Agnus Dei" gelangen in angenehm zügigen Tempi schlüssig und homogen, die "Hosanna"-Fuge vorbildlich.

In guter Abstimmung komplettierten die Solisten die facettenreiche Musik. Magdalena Kalinowskas klangreicher Sopran schmiegte sich trefflich an Johanne Werhans runde Altstimme. Joachim Streckfuß, kurzfristig wegen Erkrankung als Tenor eingesprungen, sang beweglich und elegant, Achim Hoffmann gelang eine in allen Lagen sonore Basspartie.

Die Schlussfuge ("Lux aeterna") zelebrierten Chor, Solisten und Orchester mächtig und klar, unterstützt von einer auch hier klar zeichnenden Posaune, die als biblisches Symbolinstrument dem tristen Novembertag weitere lichte Momente beigab.

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