pr 20160925 rundschau 450 320Rhein-Erft-Rundschau - 25.09.2016

Orgelnacht in Kerpen-Sindorf

Französiche Klänge in der Kantorei St. Maria Königin

In den vergangenen beiden Jahren war sie ausgefallen. Zum 20. Geburtstag der Mönch-Orgel fand die zwölfte Orgelnacht in der Sindorfer Kirche St. Maria Königin wieder statt. Und das dreistündige Programm war des Jubiläums der Königin der Instrumente wahrlich würdig.

„Ohne die Orgelnacht fehlte etwas“, befand Herbert Vietor, der kurzweilig in die Werke einführte. Eingebettet war die lange Nacht – bis gegen 23.30 Uhr war die Kirche sehr gut besetzt – in die kreisweiten Kirchenmusiktage, die noch bis zum nächsten Sonntag für zahlreiche Konzerte sorgen.

Hausorganist Michele Savino lenkte zu Beginn den Blick auf die französische Romantik mit einem knackigen Präludium und einer gut gesteigerten Fuge (Es-Dur) von Camille Saint-Saëns. Originell klang die seltene Kombination aus Klavier und Orgel. Ein Saint-Saëns-Capriccio, vorgetragen von Savino und Pianist Darko Kostovski, erinnerte durch geschickte Registrierung an eine Straßenorgel.

Die Kantorei sang unter Savino gedeckte, weitgehend homophone Werke von Gabriel Fauré und César Frank. Gudrun Bonnemann, Vorgängerin von Savino, und die Streicher des Bergheimer Sinfonieorchesters begleiteten mit rundem Ton die aparten Chorsätze.
Sauber, aber etwas blass

Der Chor bewältigte harmonische Klippen sicher, durchgängig sauber, jedoch ein wenig blass. Nach französischen Appetithappen und Wein gehörte die zweite Stunde Thierry Mechler. Der Kustos der Kölner Philharmonieorgel spielte im Wechsel Improvisationen und Bachs Englische Suiten. Zeitlich umrahmte er so die Romantik mit Barock und Moderne. Die Genrewechsel schüttelten ordentlich durch. Bei Bach testete Mechler die klangschönen Register der Orgel durch, die von zarter Flöte bis imposanter Trompete vieles zu bieten hat. Seine Improvisationen bestachen durch Spielfreude, harmonische Freizügigkeit und rasante Technik. Beim furiosen Finale über dröhnenden Doppelpedal-Säulen entfachte er ein schier unglaubliches Feuerwerk an Clustern und Kaskaden.

Die Krönung, nicht der Königin, sondern der Nacht, war das Orgelkonzert wiederum von Saint-Saëns. Das Orchester unter Leitung von Franz-Josef Stürmer hatte das schwierige Werk schon lange zu spielen gewünscht. „Wir suchen seit Jahren eine Gelegenheit“, sagte Susanne Schrage vom Orchestervorstand.

Leicht aufgestockt vor allem im riesigen Bläserapparat, gelang den mehr als 70 Musikern eine beachtliche Interpretation. Sauber wurden die Themenköpfe, die aus allen Ecken sprießen, herausgearbeitet. Urgewaltig holten die tiefen Bläser das Hauptthema aus der Versenkung. Die Streicher reckten sich willig zwischen dezentem Pianissimo und entfesseltem Fortissimo. Das Klavier umspielte die Themen und sorgte für nicht alltägliche Klangfarben. Dass vereinzelt ein Einsatz fehlte, eine Passage bröckelte, ein Tempo wackelte, tat dem herausragenden Werk der französische Romantik kaum Abbruch.

Die Orgel, gespielt von Norbert Trierweiler, überzuckerte mit silbrigen Mixturen. Im berühmten Maestoso hätte er auf die Orgelzungen nicht verzichten müssen. Im entfesselten Orchesterspiel war das Geburtstagskind nicht ausreichend klangprägend registriert. Wohl niemand im restlos begeisterten Publikum bereute, bis tief in den Abend ausgeharrt zu haben.