Rhein-Erft-Rundschau - 18.03.2014 - Oliver Tripp
Zwischen Prag und Paris
Das Bergheimer Sinfonieorchester bot ein kontrastreiches Konzert
Was für ein Glück, dass Antonin Dvorák doch noch seine Liebe zum, wie er sagte, "Stück Holz, das oben kreischt und unten brummt" entdeckt hat. Nur so konnte das Orchester der Stadt Bergheim mit dessen berühmten Konzert für Violoncello und Orchester in h-Moll glänzen. Lang anhaltenden Applaus ernteten die Musiker und der Solist des Abends, Cellist Oliver Wenhold, am Sonntag, nachdem der letzte Ton der Sinfonie mit Solocello verklungen war. Mit lautem Füßetrappeln ehrten die Orchestermitglieder selbst den Solisten, der sie mit seinem Spiel im straffen Dialog zwischen Soloinstrument und Orchester durch zart anrührende Klänge wie kraftvolle Tutti gleichermaßen begleitet hatte.
Den intimen Tonfall seines Cellospiels demonstrierte der stellvertretende Solocellist des WDR-Rundfunkorchesters noch einmal in seiner Zugabe, Bachs Cellosuite Nr. 2 D-moll.
Am Sonntag machte das Orchester, verstärkt von professionellen Blechbläsern und Streichern unter der Leitung von Franz-Josef Stürmer, dem Titel der Konzertreihe Klassik-Kontraste alle Ehre, nicht allein wegen des räumlichen Gegensatzes mit Musik aus "Paris - Prag": Das turbulente romantische Geschehen der Sinfonie Dvoráks, seinem nicht minder aufwühlendem Slawischem Tanz opus 46 Nr. 8 und Bizets Suite L' Arlésienne, die von Liebe und Tod eines Bauernjungen erzählt, entbrannt in Leidenschaft zu einem schönen Mädchen aus Arles, umrahmten sie zum Auftakt und in der Zugabe mit dem minimalmusikalischen Konzept von Erik Satie.
Die Musiker entwickelten in Gymnopedie Nr. 3 und Nr. 2 beinahe schon meditative Melodiebögen, die sich wie Studien über die Schönheit reiner Klänge ausmachten, im reizvollen Gegensatz zum kunstfertigen Aufwand etwa von Bizets volkstümlichen Dialogen mit Harfe und Piccoloflöte, eingebettet in den großen Orchesterapparat, oder dem sich zur Ekstase steigernden Todestanz seiner L' Arlésienne. Stürmer selbst empfahl die Gymnopedie zur Zugabe zur Beruhigung aufgeputschter Nerven und als "musikalisches Beruhigungsmittel, rezeptfrei und ohne Nebenwirkungen".
Auf die Bühne holte die erste Vorsitzende Susanne Schrage zwischen zwei Kompositionen den Geschäftsführer der BM-Cultura GmbH, Stefan Holzporz, um ihm zum zehnjährigen Bestehen des Medio Rhein-Erft für finanzielle Unterstützung, aber auch für inhaltliche Anregungen zu danken. Ausgehend vom ersten gemeinsamen Konzert des später fusionierten Jungen Sinfonieorchesters und des Orchesters der Stadt Bergheim, "Bilder einer Ausstellung", schenkte sie dem Medio-Team ein Bild der Malerin Claudia Moritz-Marten. Auch den Technikern des Medios ist Schrage dankbar: "Die behandeln uns so gut, sie lesen uns jeden Wunsch von den Augen ab."