20140318 ksta 450 320Kölner Stadt-Anzeiger - 18.03.2014 - Frank-Uwe Orbons

Zwischen Parfüm und Bierzelt

Franz-Josef Stürmer und das Sinfonieorchester Bergheim mit Satie, Bizet und Dvorák

Auf den ersten Blick bot das Programm des Sinfonieorchesters Bergheim im gut gefüllten Medio einen Teilabriss der "25 schönsten Klassik-Momente". Satie, Bizet und Dvorák gehen immer, zumal wenn es sich um die bekannten Werke der drei populären Komponisten handelt. Doch die Stücke entpuppten sich in der Kombination des Abends als durchaus kontrastierend. Claude Debussys Orchesterbearbeitung der meditativ-stillen Gymnopedie Nr. 3 des kurios werkelnden Eigenbrötlers Eric Satie stand in krassem Gegensatz zur böhmischen Kirmesmentalität des berühmten Slawischen Tanzes op. 46 Nr. 8 von Antonín Dvorák. Hier klangen zart-duftige Akkorde umschmeichelt von Harfe und gedämpften Streichern, dort wütete das groß besetzte Orchester kraftvoll durch die wechselnden Rhythmen des aufstampfenden Tanzes.

Effektvoll arbeitete Dirigent Franz-Josef Stürmer das Parfüm und das Bierzelt heraus.

Mit Dvoráks Violoncello-Konzert erklang das Hauptwerk des Abends bereits vor der Pause. Solist Oliver Wenhold ( normalerweise im WDR-Rundfunkorchester aktiv ) und die Bergheimer Sinfoniker ließen klanglich kaum einen Wunsch offen. Dem Streicherwald (24 Geigen, acht Bratschen, neun Violoncelli) stand ein voll besetzter Bläsersatz inklusive Tuba zur Seite. Und die massiven Stellen klingen bei den Bergheimern durchaus berauschend, auch wenn das generelle Tempo des ersten Satzes recht moderat erschien. Das rächte sich bei den lyrischen Passagen des Satzes: Das Orchester deckte gelegentlich den Solisten zu, ganze Abschnitte wirkten wie buchstabiert.

Wenhold machte dies indessen kaum etwas aus. Mit entschlossenem Ton meisterte der Cellist den schwierigen Part. Der zweite Satz überzeugte mit einem feinen Zusammenspiel zwischen singendem Solo und blühendem Orchester, im letzten Satz wäre ein entschiedeneres Vorangehen des Orchesters im Finale sinnvoll gewesen. Dennoch, das Schwergewicht Dvorák blieb nicht auf der Strecke. Nahezu entspannt ging dann das Orchester eine Mischung aus der ersten und zweiten L'Arlesienne-Suite von Georges Bizet an. In den zarten bis derben Tanzsätzen gibt es reichlich Gelegenheit für die Bläser, prononciert die Querflöte und das solistisch auftauchende Saxofon, zu glänzen. Den französischen Charme traf das Orchesters auch ganz vorbildlich. Zu Recht wurden die Instrumentalsolisten nach dem Konzert für ihre Leistungen gefeiert.