20141209 ksta 450 320Kölner Stadt-Anzeiger - 09.12.2014 - Joeachim Röhrig

Im Medio zitterten die Wände

Mit einer opulenten Mischung aus Pop und Klassik hat das Team der BM-Cultura das Publikum mit seinem musikalischen Winterwunderland begeistert. Auf dem Gabentisch war für jeden etwas dabei.

Dieses Wiederhören machte Freude: Zwei Jahre nach der umjubelten Premiere der großen Medio-Weihnachtsshow entführte das Team der BM-Cultura das Publikum am Freitagabend noch einmal ins musikalische „Winterwunderland“. Für die meisten der rund 700 Besucher im gut gefüllten Saal war die vorweihnachtliche Reise erneut ein festlicher Genuss, für den sie sich mit viel Applaus bei dem fast 70-köpfigen Ensemble und den fünf rundum überzeugenden Gesangssolistinnen und -solisten bedankten.

Das „Winterwunderland“ ist eine aufwendige BM-Cultura-Eigenproduktion, mit der der bekannte Bergheimer Profimusiker Martin Doepke als musikalischer Leiter und Medio-Veranstaltungsmanager Schobbe Vois erstmals im Dezember 2012 aufhorchen ließen. Konzipiert ist die Show als opulentes Pop-Klassik-Crossover mit vielen namhaften Mitwirkenden. Die tragenden Säulen sind das Bergheimer Sinfonieorchester unter Leitung von Franz-Josef Stürmer, eine fünfköpfige Rockband um den Bedburger Gitarristen Wulf Hanses-Ketteler sowie Martin Doepke am Flügel.

Aus Doepkes Feder stammen auch die Band- und Orchesterarrangements, die fraglos zu schade sind, um sie nach einer einzigen Aufführung verstauben zu lassen. So gab’s jetzt die Neuauflage mit leicht abgewandeltem Programm und größtenteils denselben Mitwirkenden. Nur bei den Gesangsstimmen gab es Veränderungen. Zu Christine Ladda, die schon 2012 dabei war, gesellten sich diesmal Martin Doepkes Tochter Anna, die Bedburger Sopranistin Julia Klein, der kölsche Tenor Tino Selbach und der Lüneburger Rocksänger Henning Basse.

Angesichts dieser ebenso kompetenten wie charmanten Reiseleitung überrascht es nicht, dass sich auch der zweite Ausflug ins „Winterwunderland“ zu einem ganz besonderen musikalischen Erlebnis entwickelte. Für Abwechslung war jedenfalls gesorgt, denn die Musiker steuerten ganz unterschiedliche Stationen an und ließen es dabei mal sanft und besinnlich, mal poppig und beschwingt, mal festlich und prunkvoll angehen.

Auf dem Gabentisch war für jeden etwas dabei: Da gab es Volksweisen wie „Leise rieselt der Schnee“ und „Tochter Zion“, Heimatliches wie „In Bethlehem wood hä jebore“, Klassiker wie Gounods „Ave Maria“, amerikanische Schnulzen wie „Winter Wonderland“, Gospelstücke wie „Oh Happy Day“ und auch einige in die Weihnachtszeit passende Pop-Ohrwürmer wie Michael Jacksons „Earth Song“, Louis Armstrongs „Wonderful World“ oder Queens „Thank God, It’s Christmas“.

Die Sängerinnen und Sänger glänzten solistisch und in immer neuen Kombinationen, bei den Arrangements wurden alle Register von ganz leise bis ganz laut und vom kleinen Swing-Trio bis zum orchestralen Großaufgebot gezogen. Heftig zur Sache ging es insbesondere am Schluss, als das gesamte Ensemble Händels „Halleluja“ in ein bombastisches Klassik-trifft-Rock-Gewand kleidete und im Medio regelrecht die Wände erzittern ließ. Eine effektvolle Licht- und Videoshow untermalte die Musik über den ganzen Abend hinweg mit optischen Reizen.

Die meisten Besucher hatten Freude an der durchaus spektakulären Show, an den niveauvollen Gesangsdarbietungen und an dem bunt gemischten Programm mit seinen vielen bekannten Stücken in neuen reizvollen Versionen. So durften die Musikerinnen und Musiker erst nach mehreren lautstark herbeigeklatschten Zugaben von der Bühne. Einige wenige Gäste suchte aber auch vorzeitig das Weite und klagten über zu wenig Besinnlichkeit, zu hohe Lautstärke, zu viele englischsprachige Songs und zu viel Klamauk.