20130320 rundschau 450 320Rhein-Erft-Rundschau - 20.03.2013 - Dietmar Fratz

Steigerung bis hin zur Zugabe

Betuliche Landschaftsbilder kontrastieren mit feurigen Rhythmen

Die Reihe "Klassik-Kontraste" des Sinfonieorchesters Bergheim hat sich in den vergangenen Jahren dadurch hervorgetan, weit entfernte Pole zu vereinen. Da buhlten Mozart- und Beethoven-Musiken mit japanischen Taiko-Trommeln um die Gunst des Publikums, Wiener Charme traf auf russische Seele und moderne Filmmusik wetteiferte mit Bühnenstücken bis zurück ins Barock. Jetzt paarte Dirigent Franz-Josef Stürmer die englische Spätromantik mit spanisch-südamerikanischen Kompositionen aus dem vergangenen Jahrhundert.

Und die Waagschalen konnten kaum unterschiedlicher befüllt sein. Der "Capriol-Suite" für Streichorchester von Peter Warlock und der 3. Sinfonie ("Die Englische") von Hubert Parry stand eine "Fantasia para un Gentilhombre" von Joaquin Rodrigo, dem Komponisten des "Concierto de Aranjuez" und der "Danzon 2" von Arturo Marquez gegenüber.

Die englischen Stücke vor der Pause kamen gefällig daher. Ohne große Aufreger in der melodischen und harmonischen Entwicklung, bestachen die sechs "Capriol"-Suitensätze mit vielen kleinen Glanzlichtlein. Zwischen höfischem und Tanzboden-Schwoof gratwandernd eröffneten die rund 40 Streicher den Reigen. Federnd und mit hübschem Pizzicato, ein von Stürmer energisch getriebener schneller Satz, choralhaftem, hochromantischer und schließlich wieder munter tänzelnd: Das Orchester folgte aufmerksam. Die seichte, cornwallartige Idylle wurde in den Ecksätzen von ein paar reibend engen Akkorden überraschend und fast irritierend aufgepeppt. Auch die "Englische" Sinfonie ließ den großen kompositorischen Einfall vermissen. Imperiales Blech stand gegen malerische Passagen, die getrost als Kleinodien bezeichnet werden dürfen. Flötenspiel mit Oboenkontrast, Hornkantilenen mit Tiefstreicherbegleitung, markige Trompetensignale, die Musiker hatten sich, wie Orchestersprecherin Susanne Schrage vor dem Konzert verriet, in die Musik verliebt. Stürmer musste sie bisweilen auf Trab halten, um Zug in die Musik zu bekommen. Der süffige Schlusssatz beschrieb mit Understatement das England, das selbst Rosamunde Pilcher nicht betulicher zu beschreiben weiß.

Welch ein Szenenwechsel nach der Pause: Mit dem Aachener Gitarristen Hans-Werner Huppertz kam neuer Schwung in das Konzert. Farben leuchteten zur elegant verstärkten Gitarre, einer dezent-spanischen Trompete samt Piccolo und Flöte gelang es - trotz leichter Verstimmung - mit apartem Klang die Gitarre nicht zu übertönen, und Huppertz nutzte den Raum der Solopassagen, sein einfühlsames Können zu beweisen.

Weiteren Pep bekam der Abend mit "Danzon". Das Orchester drehte, jetzt unterstützt von zwei Schlagwerkern neben der Paukistin und Michael Jüttendonk am klangprägenden Flügel, mächtig auf. Leider schlichen sich auch kleine Unsicherheiten, bis hin zum im Schlagwerk verwackelten Schluss, ein. Dennoch überzeugte die intelligente Spielfreude des Ensembles.

Als Zugabe überkrönte das staatstragende "Land of Hope an Glory" von Edward Elgar als Rückkehr zum britischen Ausgangspunkt das bemerkenswerte Konzert. Das Publikum feierte das Orchester minutenlang. Das mutige, weitgehend unbekannte Programm fand als Auftakt zum Bergheimer Wahlabo erfreulich viele Zuschauer, die das Medio zumehr als zwei Drittel füllten.

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