20131001 ksta 450 320Kölner Stadt-Anzeiger - 01.10.2013 - Claudia Valder Knechtges

Souveräner Herrscher über die Pedale

Orgel und Orchester in Einklang

Von dieser großartigen Leistung konnten sich Musiker und Publikum bei einer Pause mit deftigen Speisen ("wie sie auch Kolping gemundet hätten") stärken. Mit dem Trierer Organisten der Konstantin-Basilika, Martin Bambauer, war ein Solist von hohen Graden zu Gast, der mit einem aparten Programm englischer und französischer Musik (Dubois, Lemare und Parry) in die klangschwelgerische Zeit um 1900 entführte. Seine Improvisation über das Kolpinglied "S'war einst ein braver Junggesell" huldigte nicht nur dem großen Sohn der Stadt zu seinem 200. Geburtstag, sondern wies den Künstler vor allem als fantasievollen Meister und souveränen Herrscher über Pedale und Tasten aus. Von dem Engländer Ian Farrington stellte er vier fulminante Stückchen aus "Fiesta!" vor, die noch eine superbe Zugabe herausforderten.

Zu später Stunde kam erneut das Orchester zum Einsatz, als es hieß "Orgel goes Jazz". Das "Concerto for Ursula" von Friedrich Gulda (1930-2000) wurde von der ausgezeichneten Sängerin Ursula Thies, dem neuen Sindorfer Organisten Micheke Savino und dem um Percussion, Jazzbass und E-Bass erweiterten Orchester, von Stürmer umsichtig zusammengehalten, gekonnt dargeboten.

Ohne Gulda zu nah zu treten: ein hoch bedeutender Komponist war er nicht - eher ein Spaßvogel. Doch konnte das Stück, im Solopart von opernhafter Virtuosität auf der einen, Jodel-Anklängen auf der anderen Seite bestimmt, instrumental ein Mischmasch aus Barock, Klassik und Pop und ziemlich wenig Jazz-Elementen in seiner unbekümmerten Bombastik durchaus stellenweise mitreißen. Als das "Husch-Husch-Aber-Oho-Finale" verklungen war, toste der Beifall zu mitternächtlicher Stunde - Dank für eine große Leistung der Musiker.