20120112 rundschau 450 320Rhein-Erft-Rundschau - 12.01.2012 - Oliver Tripp

"Imagine" im Duett mit John Lennon

Über 500 Besucher feierten im Medio die Lieder der Beatles mit Orchester

Eindrucksvollen Gebrauch von Streichern oder gar eines Orchesters wussten die Beatles selbst in vielen Liedern zu machen. Und wie satt und hochmusikalisch sich etwa "A Day in the Life" mit seinen pathetischen Orchesterpassagen nicht allein von der Tonkonserve, sondern gar "live" anhört, das konnten die Fans damals nicht erleben. Anders die Zuhörer am Samstag im Medio Rhein-Erft.

In der "Great Beatles Concert Night" am Samstag gehörte der Einsatz des Sinfonieorchesters der Stadt Bergheim für den Musiker Dieter Kirchenbauer zur allgegenwärtigen Ergänzung seiner Beatles-Coverband "A Hard Day's Night" und ausgesuchten Musikern.

Neben Liedern wie "Eleanor Rigby" oder "My Sweet Lord" trommelt Kirchenbauer etwa Tonsetzer wie George Harrison, Chuck Berry, dessen Lieder die Beatles immer wieder in ihrer Anfangszeit gespielt hätten, und Beethoven in einem Raum zusammen. Das Orchester gibt darum Beethovens Fünfte zum Besten, um im Wechsel Kirchenbauers Gitarre dem rockigen "Roll over Beethoven" Platz zu machen oder selbst klanggewaltig in die Rocktöne einzustimmen.

Die Bläser des Orchesters geben für "Yellow Submarine" die Blaskapelle, die Holzbläser stimmen im Trio zu "When I'm Sixtyfour" ein oder das gesamte Orchester fügt sich nahtlos ins Stück "Long and Winding Road".

Schon seit 2004 arbeite er mit dem Kölner Dirigenten Jan Weigelt in zahlreichen Konzerten an der Fusion von E- und U-Musik, sagt Kirchenbauer. Weigelt übernehme für das Konzert im Medio die Arrangements für das Orchester, sagt Kirchenbauer.

Aber er - Kirchenbauer - steuere, als Intimkenner der dicken Beatles-Notenbibel, immer neue Töne bei, die auch noch umgesetzt werden müssten, schildert Weigel die Zusammenarbeit. Ob die Fusion immer gelinge? Im Zweifelfall treffe man sich bei der "Fermate", scherzt Weigel, dem langgezogenen Schlusston eines Stückes.

Aber mehr noch hatte Kirchenbauer für die Fans der Beatles auf Lager. Da trommelten sich die Schlagzeuger Ande Roderigo und Vincenz Deckstein im Duo an einer geteilten Bassdrum gegenüber sitzend in Ekstase und brachten ihr Publikum zum Johlen, die Sängerin Christine Ladda hauchte ein anrührendes "Something in the Way" ins Mikrofon oder Reinhold Hermann marschierte mit Schottenrock und Dudelsack für ein "Mull of Kyntire" auf die Bühne.

Kirchenbauer selbst singt die Lennon-Hymne "Imagine" mit dem Meister selbst im Duett, Lennon mit gelben Brillengläsern und Yoko Ono im Hintergrund, projiziert auf eine Großleinwand über der Bühne. Im Wechsel dazu unterstreichen Bilder von Krieg, Hunger und Verwüstung die friedfertige Botschaft.

Weit vor Schluss sind die Fans gänzlich verzückt, wenn Kirchenbauer in "While My Guitar Gently Weeps" die seine zum Schnurren bringt, mit ihr ins Publikum eilt, um die Seiten gar hinter dem Rücken zu reißen. Wenn dann noch Sebastian Siebel in "With a Little Help From My Friends" gar den Tonfall eines Joe Cocker beim Woodstock Festival trifft, hält es die Fans nicht mehr auf den Stühlen. Die meisten der über 500 Zuhörer zollen den Musikern stehend applaudierend Respekt.

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