Kölner Stadt-Anzeiger - 20.03.2012 - Sonja Beyland
Von Egmont zum Fluch der Karibik
KLASSIK-KONTRASTE Das Sinfonieorchester Bergheim will auch ein junges Publikum ansprechen
"Vorhang auf - Film ab" hieß es am Sonntagabend im Bergheimer Medio. Das Sinfonieorchester Bergheim trat in der Reihe Klassik-Kontraste auf. Franz-Josef Stürmer leitete seine Musiker durch sämtliche Epochen der Theater- und Filmmusik, von Beethovens Ouvertüre "Egmont" bis zum Kinohit "Fluch der Karibik".
Mit einfühlsamer Stimme führte Susanne Schrage durch den Abend. Die Übergänge zwischen den einzelnen Kompositionen nutzte sie für historische Beschreibungen und kleine Anekdoten.
Vor gut gefülltem Hause spielte das Sinfonieorchester zum Auftakt die Ouvertüre zur Ode auf St. Caecilia von Georg Friedrich Händel und Wolfgang Amadeus Mozart. Im 18. Jahrhundert wurde sie genutzt, um Ruhe ins Publikum zu bringen. Das war im Medio nicht nötig, denn die Bergheimer Klassikfans waren bereits ganz Ohr.
Mezzosopran Inga Schäfer hauchte den zwei Arien "Mi lusinga" und "Sta nell'Ircana" aus der Oper "Alcina" Leben ein. Ihre Stimmgewalt und Bühnenpräsenz zog das gesamte Publikum in Bann. In Rossinis "Der Barbier von Sevilla" verwandelte sie sich förmlich in die Gestalt von Rosina, die um ihren Geliebten kämpft. Alle Durchsetzungskraft des jungen Mädchens spiegelte sich in der Körperhaltung Inga Schäfers wider. Als Franja Buljovcic ihr zum Abschied einen Blumenstrauß auf die Bühne brachte, war sie sichtlich erfreut und nahm ihren ehemaligen Bratschenlehrer herzlich in den Arm.
"Wir wollen mehr junges Publikum in unsere Klassik-Konzerte holen", so Schoppe Vois als Programmgestalter. Das ist ihm an diesem Abend gelungen: Im Saal saßen viele junge Erwachsene und Familien mit Schulkindern. Besonders die zweite Konzerthälfte ließ junge Herzen höher schlagen: Die Filmmusik aus "Fluch der Karibik" von Hans Zimmer und Klaus Badelt wurde mit visuellen Effekten verstärkt. Flammen und Totenköpfe tauchten als Projektionen im Hintergrund auf. Zu den fünf Episoden von "Star Wars Suite" sorgten Sternenbilder für eine gefühlte Weltraum-Safari.
Wieviel Bilder braucht die Musik? Diese Frage hatte Moderatorin Schrage zu Konzertbeginn dem Publikum gestellt. Rückwirkend lässt sie sich leicht beantworten: Ohren können sehen - allein durch die Musik entstehen die Bilder im Kopf.