Rhein-Erft-Rundschau - 16.11.2011 - Dietmar Fratz
Viele Stimmen beeindruckten
Chöre sangen Donizetti-Orchester Messe erstmals im Kreisgebiet
Voll besetzt waren die Kirchenbänke der Christus-König-Kirche. Und auch in deren vergleichsweise üppig dimensionierten Altarraum wurde es eng, als der Chor der Pfarrei, der Nachbarkirchenchor aus Götzenkirchen, der Chor der Musikschule Heinen, der Bergheimer Gutenberg-Chor, Mitglieder des Chorers Crashendo und Projektsänger aus dem Kerpener Stadtgebiet sich zum über einhundertstimmigen, beeindruckenden Gemeinschaftschor aufstellten.
Für die groß angelegte "Messa di Gloria e Credo" des romantischen italienischen Opernkomponisten Gaetano Donizetti, nach neapolitanischer Gepflogenheit auf Kyrie, Gloria und Credo beschränkt, war das Ensemble keineswegs zu groß. Zumal auch das Sinfonieorchester Bergheim über eine komfortable Besetzung mit Dutzenden Streichern und machtvoller Bläserabteilung angetreten war.
Der Horremer Kirchenmusiker Norbert Trierweiler hatte daher keine Mühe, das Werk in breiter Lautstärkeabstufung anzulegen. Willig folgten die sauber intonierenden Choristen den Anweisungen des Dirigenten, nahmen auch vertrackte Einsätze sicher und im strahlenden Sopran jede gewünschte Höhe überzeugend. Und auch die Musiker ließen sich nicht lange bitten. Bei der Begleitung der vier Solisten waren sie kaum zu bremsen und deckten bisweilen deren Gesang in Forte-Passagen über Gebühr zu. Betörend unterhielt sich Flötistin Susanne Schrage im "Laudamus te" mit Sopranistin Eun-Jung Lee, die in den Koloraturen etwas zu statisch agierte, dennoch mit brillanter Stimmführung gefiel.
Im Duett mit Konzertmeister Heinz Schöbel beim "Qui sedes" legte sie erfreulich viel betrachtenden Ausdruck in ihre Partie. Der Geiger hatte den schwierigen Part souverän im Griff, von kleinen Intonationsproblemen abgesehen.
Die fast durchweg sauberen Hörner konversierten beim "Qui tollis"trefflich mit Tenor Kwon-Shik Lee, nicht verwandt mit der Sopranistin. Er war kurzfristig für einen erkrankten Tenor eingesprungen und bestach mit klarer Tonsprache.
Bassist Hartmut Singer startete beim "Domine Deus" mit erfreulicher Leichtigkeit gegenüber den leicht forcierenden hohen Solisten, um dramaturgisch schlüssig die Intensität mit rundem Ton zu steigern. Mezzo-Sopranistin Dorothea Staab gefiel besonders in der Führung des gut gewogenen Terzetts im Credo .
Das Orchester kam mit der fremden Leitung dank Norbert Trierweilers deutlichem Dirigat gut zurecht. Kleine Abstimmungsprobleme in Tempi und Schlusswendungen blieben, für ein Laienorchester sehr erfreulich, Rarität.
Vor der Donizetti-Messe, die den Opernkomponisten nie verhehlen wollte und im Rhein-Erft-Kreis erstmals erklang, trug das Orchester Schumanns 4. Sinfonie vor. Dank der für Sinfonik ungewöhnlichen Akustik im Kirchenraum malte das Ensemble unter Franz-Josef Stürmer in satten Farben. Drei Kontrabässe und ebenso viele Posaunen legten ein imposantes Fundament, auf dem alle Stimmgruppen hochpräzise und mit viel romantischem Gefühl die wechselvollen Sätze bis zum fulminanten Schlussfortissimo aufbauten.
Orchesterchef Stürmer wurde zuvor von seinem Ensemble für 25 Jahre Stabführung geehrt. Sein erfolgreiches Wirken am Pult der vor einigen Jahren vereinigten Bergheimer Orchester wurde in der beweglich angelegten Sinfonie nachdrücklich deutlich.