Neuss-Grevenbroicher Zeitung - 23.03.2010
"Da Capo" singt über Schmerz und Hoffnung
Gleich zweimal war die Klosterbasilika Knechtsteden nahezu ausverkauft: "Da Capo", der junge Chor an St. Katharina Hackenbroich, schuf in einem Konzert mit dem Oratorium "Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze" von Joseph Haydn einen monströsen Glanzpunkt zur vorösterlichen Fastenzeit. Sieben langsame und ausdrucksvolle Sätze zwsichen Idylle und Leid, Schmerz und paradiesischer Hoffnung folgen einer pathetischen Einleitung.
Die sieben symbolhaften und bedeutungsvollen letzten Worte Jesu am Kreuze, aus allen vier Evangelien zitiert, wurden bis in unsere Zeit (Sofia Gubaidulina) mehrfach vertont. Am bekanntesten ist Joseph Haydns Werk, ursprünglich eine Meditationsmusik rein für Orchester, die erst zehn Jahre nach der Uraufführung 1786 und einer Fassung für Streichquartett auch als Oratorium herausgab, in der die Orchesterfassung vollständig aufging. Das Oratorium ist für jeden Chor eine gewaltige Herausforderung. "Da Capo" unter seinem Leiter Horst Herbertz war exzellent vorbereitet, setzte in der Interpretation aber auf die stimmgewaltige Präsentation vo alles des Sopran, dessen Kultiviertheit überragend ist, aber auch die anderen Stimmen zu stark dominiert. Das wurde schon im einleitenden großartigen "Stabat Mater" des venezianischen Barockmeisters Antonio Caldara deutlich.
Bei Haydn trieb Horst Herbertz den Chor zu oft zu markanten Forten, die feine Homogenität aller Stimmen wurde so nur gelegentlich im Unisono oder bei anrührend gestaltetem Piano wie zum Ende deutlich: "In deine Hände empfehle ich meinen Geist." Die Solisten hinterließen einen unterschiedlichen Eindruck: Clementine Jesdinsky (Sopran) hatte zumindest in der zweiten Aufführung nicht mehr die glänzende Frische, litt einige Male gar unter intonatorischen Eintrübungen. Christine Wehler (Alt) und Bernhard Hüsgen (Bass) lieferten vor allem im Quartett ordentliche Partien ab. Einzig überragend war der Tenor Chistian Aretz, dessen "Jesus rufet: Ach! Mich dürstet!" zum Streicherpizzicato ein ausdrucksstarker Höhepunkt war.