Rhein-Erft Rundschau - 20.05.2009 - Dietmar Fratz
Kräftige und zarte Farben gemischt
Bilder von Claudia Moritz-Marten begleiteten Konzert des Sinfonieorchesters
Das Motto "Bilder einer Ausstellung" konnte beim Konzert des Sinfonieorchesters Bergheim im Medio Rhein-Erft getrost wörtlich genommen werden. Die bekannte Komposition von Modest Mussorgsky stand im Mittelpunkt, und auch Bilder, die der Musik nachspürten, waren zu sehen.
Zunächst wandelte das Orchester aber auf älteren Pfaden. Eine Canzona und ein Ricercar von Giovanni Gabrieli und seinem Neffen Andrea Gabrieli, beide im 16. Jahrhundert anzusiedeln, markierten den Auftakt. War die Canzona noch getragen und damit geeignet, sich behaglich auf den Musikabend einzustimmen, gelang dem Orchester mit dem Ricercar, einem Vorläufer der barocken Fuge, eine erste Überraschung in der Inszenierung: Die Holz- und Blechbläser musizierten das mehrchörige Werk im Wechsel mit dem Orchester von den Emporen des Medio aus. Sie fingen damit ansatzweise den Klangeindruck des venezianischen Markusdoms ein, für den das Werk komponiert war. Festlich ertönte das fanfarenartige Thema aus allen Ecken.
Darius Milhauds "Scaramouche" ("Scharmützel"), im Original für zwei Klaviere, erklang im Anschluss in der Orchesterfassung mit Saxophon-Solo. Der ambitionierte Saxophonist Johannes Lemke ist in Bergheim kein Unbekannter. Vor Jahren musizierte er bereits mit dem Orchester, das ihm nun den roten Teppich ausbreitete für seine oft lateinamerikanisch angehauchten Melodiebögen.
Ottorino Respighis "Antiche Danze ed Arie", kleidet alte Musik in neue Gewänder. Das kompakt und klangschön spielende Orchester hatte hörbar Freude an der stilistischen Farbigkeit des Werks.
Aus kräftigen und zarten Farben angemischt, gelangen dem Ensemble unter der umsichtigen und anspornend fordernden Leitung von Franz-Josef Stürmer auch die "Bilder einer Ausstellung" in der Orchesterfassung von Maurice Ravel. Leichte Unsauberkeiten wurden aufgefangen vom breiten Volumen des mit mehr als 70 Musikern höchst respektablen Klangkörpers. Dazu wurden die grafisch-originellen Bilder der Bergheimer Künstlerin Claudia Moritz-Marten an die Wand projiziert. Bestens disponierte Holzbläser und engagiert mitreißende Streicher hauchten den Momentaufnahmen der Bilder Leben ein. Die Blechbläser, leider auch die Tuba an exponierter Stelle, waren mit Ausnahme der Trompete nicht immer zur Stelle, trugen im vollen Satz aber zu erhabener und erhebender Musik bei.
Nach fulminantem Schluss verwöhnten die Musiker das Publikum des sehr gut besuchten Konzerts mit zwei Zugaben, die neben dem zurecht gefeierten Orchester auch den bravourösen Saxophonisten nochmals in Rampenlicht lockten. Ein aufwendig gestaltetes Programmheft wies dem Publikum nicht nur den Weg durchs Konzert. Auch die Gedankenwelt der Malerin ist dort nachzulesen.