20090818 rundschau 450 320 2Rhein-Erft Rundschau - 18.08.2009 - Dietmar Fratz

Vielfältige Premiere unter freiem Himmel

Des Komponisten Dieter Kirchenbauers zweite Erftserenade vereint Klassik und Rock 

Vor zwei Jahren präsentierte der umtriebige Bedburger Komponist und Musiker Dieter Kirchenbauer im Bedburger Schlosspark seine erste Erftserenade. Die zweite Serenade - angelegt ist die Hommage auf drei Teile - wurde jetzt im Bergheimer Park vor dem Aachener Tor "open air" aufgeführt. Mit seinem Zyklus will Kirchenbauer das Leben an der Erft abbilden.

Kirchenbauer versteht es, nicht nur viele Aspekte in seine Musik einzuweben, er bringt auch Stilrichtungen gekonnt zusammen. Markanter Bestandteil der Musik war das große Sinfonieorchester Bergheim, das den Nachmittag bei strahlendem Sonnenschein mit der kühlenden Wassermusik von Händel eröffnete. Rund 300 Zuhörer hatten sich eingefunden, um auf den Stühlen oder auf der Wiese Platz zu nehmen, als Dirigent Franz-Josef Stürmer das zunächst noch vorsichtig ob der ungewohnten Atmosphäre, dann aber zunehmend beschwingt aufspielende Orchester durch die Suite leitete. Der dezente ausgesteuerte Verstärker ersetzte nicht eine Konzerthaus-Akustik, aber alles kann man bekanntlich nicht haben.

Dann rückte Stürmer in die Bratschenabteilung ein und der Kölner Dirigent Jan Weigelt übernahm das Pult. Die Einleitung zur Ouvertüre der Serenade intonierte Kirchenbauer, diesmal am Klavier, höchstselbst. Später griff er auch zur Gitarre und half Olaf Boles bei der Moderation.

Die Musik war in ständigem Cross-Over der Genres konzipiert, aus der klassisch geprägten Ouvertüre entwickelte sich die Serenade mehr und mehr in Richtung Pop. Der Satzstil Kirchenbauers erwies sich stellenweise als recht eigenwillig. Eingestreute Disharmonien lösten sich in schwelgerischem Blech in Manier eines Bernstein auf. Das Orchester langte hier vor allem im Blech erfreulich ordentlich hin, obwohl im Verlauf des Konzerts nicht immer alles ganz sauber kam. Dann wieder sang Angela Hübner in Musicalqualität zum breiten Orchesterteppich.

Zu bestaunen galt es die Gitarrenkunst von Lajos Tar, der nach der Themenvorgabe einen Jahreskreis im Rhein-Erft-Kreis in zwölf Tonarten nachzeichnete. Von Debussy bis Flamenco ließ der Gitarrist sein Instrument singen und trommeln zu imaginärem Schützen- oder auch Erntedankfest.

Auch Günter Grass, der in der "Blechtrommel" die Aussicht vom Oberaußemer Friedhof auf den Tagebau rühmt, gehört zur Szenerie. Als weiterer Promi aus der Region wurde "Lukas Podolski" abgefeiert. Den Schlachtruf vermengte Kirchenbauer witzig mit Beethovens berühmtem Thema aus der 5. Sinfonie, in prächtigem Orchester-Tutti.

Als Sahnehäubchen gab es zum Abschluss eine "BM-Hymne", die mit barockisierendem Rondo im Vivaldi-Stil die sonnen- und musikverwöhnten Zuhörer zum Mitsingen einlud.

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