20090417 rundschau 450 320Rhein-Erft Rundschau - 17.04.2009 - Dietmar Fratz

"Bilder einer Ausstellung"

Claudia Moritz-Marten malte für Sinfonieorchester Bergheim 

Fische haben es Claudia Moritz-Marten von jeher angetan. Aus den Anfangssilben ihres Nachnamens und dem Wort Aquarium entstand "Momarium", der Name des Ateliers der gelernten Grafikerin und Malerin. Und dort ist es zurzeit eng. 16 Bilder warten darauf, beim Konzert des Sinfonieorchesters Bergheim am Sonntag, 17.Mai, im Medio Rhein- Erft zu der berühmten Musik von Modest Mussorgski auf die Bühnenwand projiziert zu werden.

Vor vielen Jahren spielte Moritz-Marten selbst in dem Orchester, und der Kontakt ist seither nicht abgerissen. So hat das Orchester schon zu Vernissagen der Künstlerin gespielt. Aus den Reihen der Musiker kam die Idee, Moritz-Marten um Bilder für das kommende Frühjahrskonzert zu bitten. Seit September beschäftigt sie sich mit dem Thema, wählte aber einen ungewöhnlichen Zugang. "Ich habe weder die Musik vorher gehört noch mich mit den bekannten Bildern von Viktor Hartmann auseinandergesetzt", beschreibt sie ihre Arbeitsweise. Allein von den Titeln habe sie sich inspirieren lassen und entwickelte so neue Bildideen in ihrem eigenen Stil und in farbkräftiger Tonart.

Dabei ergaben sich einige Feinheiten unbewusst, wie Moritz-Marten berichtet. "Auf dem Markt" illustrierte sie mit Äpfeln und der blitzenden Absatzspitze einer der zänkischen Marktfrauen. Erst später fiel ihr dazu auf, dass der Apfel seit dem Paradies das Weibliche symbolisiert.

Ein Doppelbild entstand eher durch Zufall: Als die Künstlerin um die "Katakomben" herumging, die vor ihr auf dem Tisch lagen, erkannte sie verkehrt herum betrachtet in den Gewölben die Augenhöhlen zweier Totenköpfe, die perfekt zu der "Sprache der Toten", dem nächsten Bild, passten.

Beim Konzert wird das Bild im Übergang zwischen den Bildern auf den Kopf gestellt werden, damit auch die Zuschauer den Zufallsstreich bestaunen können.

Manches passte aber nicht auf Anhieb zur Musik. "Das große Tor von Kiew" gefiel ihr nicht mehr, kurzerhand überstrich sie es flächig mit goldener Farbe und schuf in orientalisch kontrastierendem Blau ein byzantinisch anmutendes Tore-Mosaik. Drei Bauklötze, die sich als Farbtupfer zum Tor fügen, markieren den Kontrapunkt. Für die "Promenaden" hat die Malerin einen stilisierten Notenschlüssel jeweils als Vorwegnahme des kommenden Bildes in Collage-Variationen motivisch und farblich angepasst.

Und auch die geliebten Fische haben noch ihren Platz gefunden: Gold-rot kreuzen sie im Fluss vor der auf Hühnerfüßen ruhenden Stelzenhütte der mysteriösen Hexe Baba Jaga. Parallel zum Konzert werden die fantasiereichen Bilder, die in Acryl auf Leinwand entstanden sind, zum Konzert im Medio ausgestellt.

Inzwischen hat Claudia Moritz- Marten sich auch die Musik in mehreren Aufnahmen angehört, auch in der bekannten Orchesterbearbeitung von Maurice Ravel, die im Konzerterklingen soll.

Im Orchester spielte Moritz-Marten damals die zweite Geige. Jetzt sagt sie: "Die Bilder sind nicht das Wichtigste beim Konzert. Sie sind gleichsam wie eingeblendete Untertitel."