Rhein-Erft-Rundschau - 05.01.2009 - Thomas Schubert
John Lennon aus dem Himmel zugeschaltet
Beatles Konzert-Nacht: "Hard Day's Night" und Orchester belebten den Kult um die "Pilzköpfe"
Es war ein Konzert von annähernd drei Stunden - aber wer sich daran zurückerinnert, der wird es als Reihung von Momenten erleben, von denen jeder einzelne seinen eigenen Zauber hatte.
Da war "Mull of Kintyre" - ein Stück, das im Gedächtnis nun untrennbar verbunden sein wird mit jenen beiden Schotten, welche Dieter Kirchenbauer und seine Mitstreiter mit ihren Dudelsäcken unterstützen. Da war "Yesterday" - ein Allzeithit, dargeboten ohne jede elektrische Verstärkung, ganz leise, aber in der Stille des Saales dennoch so präsent, dass Gänsehaut unvermeidlich blieb. Und dann natürlich die Hymne schlechthin: John Lennons "Imagine" - ein Lied, bei dem man nicht umhin kam, den ermordeten Urheber aus dem Himmel zuzuschalten, wo er laut Kirchenbauer zusammen mit George Harrison und Elvis das Spektakel verfolgt haben muss.
Auf einer Großleinwand eingeblendet, durfte Lennon einige Passagen auch selbst zu Gehör bringen. Das Sitzenbleiben fiel den Gästen wegen solcher und anderer Schmankerl mit steigender Dauer des Konzerts zunehmend schwerer. Mit ihren Augen und Ohren erlebten sie auf der Bühne des Medio eine Gruppe, die den Anspruch erhob, Beatles-Hits vorzutragen, ohne dabei die Beatles zu sein. Es waren nicht Paul McCartney, John Lennon, George Harrison und Ringo Starr, sondern Dieter Kirchenbauer, Thomas Wunsch, Andre Roderigo und Stefan Böhmer. Es wurde nicht imitiert, sondern interpretiert - und genau durch dieses Konzept sind "Hard Day's Night" womöglich mehr als nur eine Coverband.
Mit über 1000 Konzerten weltweit ist sie in jedem Fall eine absolut erprobte Truppe. Aufeinander eingeschliffen muss man wohl auch sein, wenn man das Sinfonieorchester der Stadt Bergheim zur instrumentalen Unterstützung mit auf der Bühne sitzen hat.
Besonders beeindruckend erwies sich das Zusammenspiel von Band und Orchester bei dem als unspielbar verrufenen Stück "A Day in the Life." Das wirre Kauderwelsch von Instrumenten, wohl dosiert und abgestimmt durch Dirigent Jan Weigelt, ließ das Medio toben.
Ob "She loves you", "You say goodbye" oder "Yellow Submarine" - "Hard Days Night" ließen nichts fehlen, was ihnen die Pop-Pioniere aus Manchester hinterlassen hatten.
Und am Ende war es fast ein wenig bescheiden, als Kirchenbauer erklärte, er habe das Publikum vor einem Fernsehabend mit Dieter Bohlen bewahrt.