Kölner Stadt-Anzeiger - 05.01.2009 - Joachim Röhrig
Rockband und Orchester in Beatles-Laune
Unter den rund 600 Gästen war die Generation 50plus deutlich in der Mehrzahl
Nach jenem denkwürdigen Konzert am 29. August 1966 in San Francisco reichte es den vier Superstars aus Liverpool endgültig: Erneut hatten Heerscharen hysterischer Teenager eine derart schrille Orgie im Dauerkreischen veranstaltet, dass die Musiker sich selber trotz gigantischer Verstärkertürme nicht mehr hören konnten. Die Beatles zogen die Konsequenzen und traten fortan nicht mehr öffentlich auf.
Ganz so heftig ging es bei der "Great Beatles Concert Night" im Medio nicht zu. Im Publikum hatten statt verzückter Teenies nostalgisch gestimmte Damen und Herren der Generation "50 plus" die Oberhand, und auch auf der Bühne standen keine Megastars, sondern einfach nur richtig gute Musiker. Doch die verpackten die zeitlosen Songs der "Fab Four" so gekonnt in spannende neue Arrangements, dass die rund 600 Zuhörerinnen und Zuhörer schnell in Beatles-Laune kamen und sich am Ende mit stehenden Ovationen bei den Künstlern für einen faszinierenden Popmusik-Abend bedankten.
Seine Faszination bezog dieser Abend insbesondere aus dem reizvollen Miteinander von Rockcombo und klassischem Orchester - auf der einen Seite die Coverband "Hard Days Night" um den Bedburger Pro fi-Musiker Dieter Kirchenbauer, die seit mehr als 20 Jahren Beatles- Songs auf hohem Niveau interpretiert, auf der anderen Seite das mit fast 70 Instrumentalisten angetretene Sinfonieorchester Bergheim. Das Zusammenspiel klappte dank exakterer Feinabstimmung diesmal noch besser als bei der ersten Medio-Beatles-Nacht vor zwei Jahren, wobei das Programm ganz ähnlich zusammengestellt war wie damals.
Insgesamt erklangen fast zwei Dutzend der größten Beatles-Hits, angefangen von "Penny Lane" über "Strawberry Fields" und "Yellow Submarine" bis hin zu "Let It Be". Zu den Glanzlichtern zählten Songs wie "The Long and Winding Road", "Eleanor Ribgy", "A Day in the Life" oder auch "Roll Over Beethoven", denn hier konnte das große Orchester seine Stärken besonders gut ausspielen. Geleitet wurde das Ensemble ausnahmsweise übrigens nicht von seinem Stammdirigenten Franz-Josef Stürmer, sondern von dem Kölner Jan Weigelt, der seit langem mit "Hard Days Night" zusammenarbeitet und auch die Orchester-Arrangements für diese Beatles-Show geschrieben hat.
Neben den großorchestralen Nummern gab es aber auch sparsamer instrumentierte Songs nur für die Rockband und sogar eine ohne jeglichen Stromverstärkung vorgetragene Unplugged-Version von "Yesterday". Auftritte von Gastmusikern rundeten die feine Mischung ab. Die Dudelsack-Spezialisten Olaf Schouten und Reinhold Hermann etwa gaben Paul McCartneys Solo-Hit "Mull Of Kintyre" die letzte Würze, während Musical-Spezia- list Dennis LeGree mit einer souligen Variante von "My Sweet Lord" glänzte und der Kerpener Sänger Sebastian Siebel bei "With a Little Help" gekonnt den Joe Cocker gab. Über Dieter Kirchenbauers "Imagine"-Duett mit dem auf der Videowand wie aus dem Jenseits singen- den John Lennon konnte man aller- dings streiten: Einige Zuhörer waren fast zu Tränen gerührt, andere fanden's dann doch eine Spur zu kitschig.