20080415 rundschau 450 320Rhein-Erft Rundschau - 15.04.2008 - Dietmar Fratz

Musikalische Europareise

Viele Schüler im Publikum des Sinfonieorchesters 

Auf der Bühne des Medio Rhein-Erft wurde es ein wenig eng, als die mehr als 60 Musiker des Sinfonieorchesters Bergheim zum Frühlingskonzert Platz nahmen. Das Programm versprach eine musikalische Reise durch Europa, die mit Wagner ("Rienzi"-Ouvertüre) und Smetana ("Die Moldau") beliebte Reiseziele ansteuerte, auf deren Route aber auch entlegene Winkel, wie eine Sinfonie des spanischen Komponisten de Arriaga oder eine ebensolche der Französin Louise Farrenc lagen. Allen Werken gemein ist die Entstehung im 19. Jahrhundert.

Den unterschiedlichen Fortschritt auf dem Weg von der Klassik zur Romantik machte das klare und saubere Spiel des Orchesters erfreulich deutlich. Arriaga, das spanische Wunderkind, wurde leider nur 20 Jahre alt; seine Sinfonie, jugendlich verspielt, nicht immer auf Hochspannung getrimmt, wechselhaft rege in den Klangfarben und vielseitig in der Motivik, ließ erahnen, was sein früher Tod der Musikwelt vorenthalten hat.

Das Orchester spielte das seltene Werk mit gut geführten Themen, die Holzbläser hatten ein paar schöne Einsätze, und in einer Generalpause musizierte auch ein Handy-Klingelton im Publikum mit, was das sichere Ensemble jedoch nicht aus dem Konzept brachte. Die hier nur zwei Trompeten wirkten etwas isoliert im Klangbild des ansonsten kompakten Sounds.

Wagnertypisch fiel die Blechabteilung bei der "Rienzi" aus: Engagiert langten Trompeten, Posaunen, Tuba, Pauken und Trommeln hin, ein paar kleine Unsauberkeiten in der überbordenden Spiellaune waren rasch vergessen im fulminanten Spektakel der Schlussakkorde.

Lousie Farrencs Sinfonie verlangte dem Orchester wieder filigranere Arbeit ab. Das viersätzige Werk kommt zwar nicht ganz ohne Längen aus, interessante Themenideen werden aber in illustrer Abfolge durch die Stimmgruppen gereicht.

Dirigent Franz-Josef Stürmer war stets hilfreich zur Stelle und hielt das Werk über die ganze Dauer bei Spannung. Stürmers Leistung, aus Profis und Laien einen wohlgeformten Klangkörper zu schmieden, der zudem jüngere und ältere Semester im Wortsinn harmonisch vereint, gehört anerkannt.

Zum Abschluss gab es eine Flussfahrt mit Smetana auf der Moldau. Das Paradestück der klassischen Programmmusik mit seinen miniaturenhaften Szenen und viel Pathos gelang von der munter flötenden Quelle über das harfende Bächlein bis zum staatstragenden Gruß an Prag.

Unter den rund 600 Zuschauern befanden sich erfreulich viele Schülerinnen und Schüler. Seit Jahresbeginn gibt es einen Sondertarif für Schüler in Gruppen ab zehn Personen bei Klassikkonzerten im Medio. 100 Schüler, die zum Teil mit ihren Lehrern gekommen waren, werden in den nächsten Wochen im Musikunterricht lebhaft über den Aufbau eines Orchesters oder die Abschnitte der "Moldau" zu berichten wissen.