20080923 nw 450 320Neue Westfälische - 23.09.2008 - Michael Beughold

In musikalischer Feierlaune

Jubiläumskonzert: Studiochor sang Händel, Haydn, Fauré

50 Jahre "Studiochor Bielefeld" galt es zu feiern. Eine stolze Zahl und ein Klangkörper, der sich mit rund achtzig Mitgliedern aus Jung und Alt sehen und erst recht hören lassen kann. Seit der Gründung als zunächst "Jungen Chor" hat er einen festen Platz in der reichen Chorlandschaft der Teuto-Stadt und in der auch schon 15-jährigen Ägide von Chorleiter Martin Fugmann durch Erstaufführungen und Barockkompetenz ein bemerkenswertes Profil entwickelt.

Die Oetkerhalle war der angemessene Ort für ein Jubiläumskonzert, bei dem es an nichts fehlte: Viel Besucherzuspruch, eine Würdigung durch Bürgermeister Horst Grube, eine überaus gewitzte und witzige Moderation des Detmolder Musikprofessors Joachim Thalmann, ein großes Orchester und Gesangssolisten. Und natürlich ein Programm, das so richtig Geburtstagslaune aufkommen ließ.

Keine Musiknation pflegt ein ähnlich unbeschwertes Verhältnis zu Pomp, Pracht und Hochstimmung wie die britische. Weshalb die Kostproben der studiochorischen Kompetenz und Vielfalt an diesem Abend denn inklusive Thomas Arnes "Rule Britannia" als Zugabe vor allem dorther stammten. In Händels "Coronation Anthems" von anno 1727 wurden Stimmfrische, Fülle und Agilität wohl nicht ganz so gefeilt gekörnt wie bei der unvergessenen "Originalklang"-Glanztat mit "The Messiah".

Gleichwohl teilte sich, was ein Barockpublizist mal launig Händels "großen Wauwau-Stil" genannt hat, das Gepränge mit Pauken und Trompeten, Halleluja und Amen, in Martin Fugmanns Animato-Leitung stimmungsvoll mit.

Klanglich reicher aufgefächert kamen die Chöre des vierten und sechsten "Schöpfungs"-Tags aus Haydns direkt von Händel und einem englischen Textbuch inspiriertem Oratorium. Ganz versonnen und geschmeidig fließend als Gegenbild Gabriel Faurés "Cantique de Jean Racine", romantisch, eingängig, freudig der Beschluss mit Hochgesängen von Hubert Parry und Gustav Holst.

Als Hauptwerk stand P.P. Bachs "Der zufriedengestellte Autobus" auf dem Programm, eine mit viel Witz und Aberwitz, Zitaten und perfekter Stilimitation komponierte Bachkantaten-Parodie vom Wiener (dort spielt das groteske Zusammentreffen dreier Bevölkerungsgruppen auch) Stefansdomorganisten Peter Planyavsky.

Man hörte der fast einstündigen Gute-Laune-Darbietung neben Musizierlust auch eine minuziöse Einstudierung an: Der Studiochor agierte zwischen "Knips"-Chor, Chorälen und Heurigen-Kehraus-Kontrapunktik so profund, als gelte es einer Bach-Passion. Das durchweg tüchtig-klangschön aufspielende Sinfonieorchester Bergheim ließ sich vom aufblitzenden Solo-Jux bis zur quartschrägen Martinshorn-Fuge keine Orchestrierungspointe entgehen. Und die zuvor im Haydn-Terzett bestens harmonierenden Solisten konnten sich hier als Sing-Charaktere profilieren.

Der überragend klarstimmige Tenor Christoph Scheeben glänzte jeder Zoll stilwissend und pointiert als Mischung aus Evangelist, Conférencier und Bustouristenführer. Auch seine geschwisterlichen Schüler, der basshelle Benjamin Heinen als herummosernder Gesetzeshüter und Sopranistin Annabelle Heinen mit der gekonnt koloraturbeschwingten Arie einer grünen Chefdemonstrantin, gefielen.

Die vielen begeisterungsfähigen Freunde des Chores haben sich bei der Aufführung köstlich amüsiert. War auch ein musikalisch gelungener Abend.

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