pr 20070606 rs 320 450Rhein-Erft Rundschau - 06.06.2007 - Dietmar Fratz

Frisches Spiel zur Premiere

Erstes Konzert des neuen Sinfonieorchester kam hervorragend an

Seit Jahresbeginn hat sich das Sinfonieorchester Bergheim auf das erste Konzert vorbereitet. Nachdem sich die beiden traditionsreichen Bergheimer Laienorchester Junges Sinfonieorchester Bergheim und Orchester der Stadt Bergheim zusammengeschlossen hatten, musste das neue Ensemble musikalisch und menschlich zusammenfinden, was unter der Leitung von Dirigent Franz-Josef Stürmer gut gelungen zu sein scheint.

Die Bergheimer waren offensichtlich interessiert daran, was sich in der Orchesterlandschaft ihrer Stadt tut: Der Andrang an der Abendkasse war so groß, dass das Konzert erst mit Verspätung beginnen konnte, nach- dem die dennoch nur 300 Zuschauer ihre Plätze im Medio eingenommen hatten.

Als Appetitanreger spielte das Orchester die Ouverture des "Titus", einer Oper, die Mozart in nicht einmal drei Wochen komponiert und einstudiert hatte. Dennoch ist weder die Oper noch ihre Ouverture Dutzendware, und so führte Stürmer mit engagiertem Dirigat seine Musiker zu kompakt und aufmerksam vorgetragener Musik, die auf das weitere Konzert neugierig machte.

Als Solist des Abends konnte der Kölner Geiger Takashi Bernhöft verpflichtet werden. Der Ausnahme-Musiker, der schon als 13-Jähriger in die gütegesiegelte Meisterklasse des Kölner Hochschulprofessors Max Rostal aufgenommen wurde, musizierte mit dem Orchester in guter Abstimmung Max Bruchs Violinkonzert op. 26. Da auch Bruch seine Wurzeln in Köln hat, allerdings im 19. Jahrhundert, war es vielleicht die rheinische Wellenlänge, die das Werk zum Leuchten brachte. In den Ecksätzen duckte sich das Orchester keineswegs hinter dem Solisten weg, sondern trat in einen Dialog, der das Werk bis zum Schluss befeuerte.

Den ruhigen, solodominierten Mittelsatz legte Takashi Bernhöft mit viel Ruhe und Tiefgang an, und das Orchester schaffte ihm mit zurückhaltendem Spiel den Raum für hinreißende Melodiebögen seines gesanglichen Parts.

Bereits vor der Pause war die erste Zugabe fällig: Ein Satz aus Bachs Solo-Sonate Nr. 2 strahlte kontemplative Innigkeit ab. Das kontrapunktische Bicinium war in seiner Klarheit mustergültig, und man hätte Bernhöft noch stundenlang zuhören können.

Nach der Pause spielte das Orchester aus Schuberts Schauspielmusik zu "Rosamunde", die bis heute überlebt hat und beliebt geblieben ist wegen des großen Tiefgangs, den sie dem Schauspiel voraushat. Alle Abteilungen, besonders das gut beschäftigte Holz, hatten Gelegenheit sich auszuzeichnen, und gut erarbeitete Dynamik und Phrasierungen, die durchweg erfreulich einheitlich daherkamen, ließen das Werk nie langweilig werden.

Ein Schmankerl war die zweite Zugabe des Abends, ein Satz aus Edward Elgars "Enigma-Variationen", der raffiniert und abwechslungsreich als Sahnehäubchen das Konzert krönte.