pr 20070605 ksta 320 450Kölner Stadt-Anzeiger - 05.06.2007

Ein Debüt, das Lust auf mehr machte

Unter Leitung von Franz-Josef Stürmer erklangen Werke von Mozart, Bruch und Schubert

Vorhang auf und Bühne frei für das Sinfonieorchester Bergheim! Am Sonntagabend präsentierte sich der nach gelungener Fusion neu aufgestellte Klangkörper mit einem ersten Sinfoniekonzert im Medio Bergheim. Das aus dem Orchester der Stadt Bergheim und dem Jungen Sinfonieorchester Bergheim hervorgegangene Orchester steht nun unter der Leitung von Franz-Josef Stürmer, der schon seit 20 Jahren beim Jungen Sinfonieorchester Bergheim am Pult stand. Kontinuität einerseits und eine gesunde Mischung aus "spontaner Jungen und erfahrenem Alter" andererseits sollen die Basis für eine erfolgreiche und musikalisch anspruchsvolle Orchesterarbeit sein.

Das Debütkonzert begann mit Monarts Ouvertüre zu "La clemenza di Tito", einem im Grundton heiteren Vorspiel, in dem immer wieder Brüche zu hören sind. Das groß besetzte Orchester ging die Ouvertüre forsch und energisch an, was der Musik guttat. Gerade die schnellen Wechsel zwischen laut und leise gelangen so noch trennschärfer und artikulierter. Ein wahrlich gelungener Auftakt. Man was jetzt eingestimmt auf das erste gro0e Solo-Konzert in der Geschichte des neuen Orchesters.

Was folge, sollte ein "Heimspiel" der besonderen Art werden. Auf dem Programm stand das Violinkonzert des Kölner Komponisten Max Bruch, als Solist hatte man den aus der Region stammenden Violinisten Takashi Bernhöft gewinnen können. Takashi Bernhöft, der schon mit vier Jahren das Geigenspiel begann, ist Konzertmeister des Sinfonieorchesters Aachen und Dozent an der Musikhochschule Köln. Das berühmte Violinkonzert begann mit einem feierlichen Dialog zwischen dem schwungvollen und ausdrucksstarken Bernhöft und dem glänzend aufgelegten und gereiften Orchester. Man hatte das Gefühl, dass sich Solist und Ensembel viel zu sagen hatten. Das Orchester, das außer ganz wenigen unsauberen Horn-Einsätzen ein beachtliches Niveau an den Tag legte, beschränkte sich keineswegs darauf, nur für einen romantischen "Hintergrundsound" zu sorgen, vielmehr bildete es ein hervorragendes ausgelotetes Klanggleichgewicht zum technisch wie musikalisch beeindrukenden Takashi Bernhöft, der die lyrische Intensität des langsamen Satzes ebenso wie die übermütige und überschäumende Friste des virtuosen Schlusssatzes meisterlich gestaltete.

Bernhöft bedankte sich anschließend beim begeisterten Publikum mit dem Andante aus der Sonate a-Moll für Violine solo von Johann Sebastian Bach. Nach der Pause stellte das neue Orchester seine klangliche Homogenität und Reifer erneut unter Beweis, diesmal mit der Schauspielmusik von Franz Schuberts "Rosamunde". Während die Oper sich bis heute kaum hat behaupten können, so gehört diese erste lange nach Schuberts Tod zu einer Art Orchestersuite zusammengestellt Musik zu den beliebtesten Werken des Komponisten. Ob es die unter der Oberfläche liegenden Abgründe sind, die virtuose und reiche Instrumentation oder die reizvollen Klangkonstellationen innerhalb der Holzbläser – das Sinfonieorchester sorgte mit seinem konzentrierten und hochmusikalischen Spiel erst dafür, dass diese Fein- und Einzelheiten hörbar wurden. Man darf auf jeden Fall gespannt sein, was dieses Orchester in Zukunft noch alles leisten wird.