
Werbepost - 18.03.2011
Wiener Charme und russischer Seele
Klassik Kontraste am Sonntag, 10. April, 19 Uhr, im Medio
Unter dem Titel Klassik Kontraste bietet das Sinfonieorchester Bergheim unter der Leitung von Franz-Josef Stürmer am Sonntag, 10. April, 19 Uhr, im Medio ein vielseitiges Programm. Oliver Wenhold, stellvertretender Solo-Cellist des WDR Rundfunkorchesters Köln, spielt gemeinsam mit den Bläsern des Sinfonieorchesters das Cellokonzert von Friedrich Gulda. Nach der Pause wird mit Tschaikowskys 5. Sinfonie in e-Moll ein interessanter Kontrast gesetzt.
Friedrich Gulda (1930 - 2000) absolvierte als klassischer Pianist der Extraklasse eine Blitzkarriere. Seine Bach-, Beethoven- und Mozart-Interpretionen setzen noch heute Maßstäbe. Der klassische Konzertbetrieb begann ihn aber schnell zu langweilen. Er begeisterte sich für den Jazz, begann zu improvisieren, legte den Frack ab und entwickelte sich zum Provokateur mit aufmüpfig-schwarzem Wiener Humor. In seinen Konzerten, deren Programm er vorher nicht bekannt gab, musste man auf alles gefasst sein. Der Musiker habe „dem Zuhörer zu dienen, indem er ihn beglückt oder wenigstens unterhält" war seine Philosophie. Daran hielt er sich auch als Komponist.
Sein Cellokonzert, 1980 geschrieben für Heinrich Schiff, entzieht sich jeder Einordnung. Es spielt unterhaltsam-augenzwinkernd mit allerlei musikalischen Formen und Stilen, vom barocken Menuett bis zum schmissigen Blaskapellen-Marsch und beinhaltet eine großartige Kadenz und viel jazzartige Rhythmik.
Oliver Wenhold, als stellvertretender Solo-Cellist des Kölner Rundfunkorchesters geübt in musikalischen Grenzgängen, ist ein idealer Interpret für diese vergnügliche musikalische Gratwanderung. Seine Dialogpartner sind die Bläser des Sinfonieorchesters Bergheim, Gitarre, Kontrabass und Schlagzeug.
Damit kontrastiert die emotionale Wucht von Peter Tschaikowskys 5. Sinfonie in e-Moll. Diese Musik trifft direkt ins Herz, weil sie ehrlich ist und von wirklich durchlebten Kämpfen handelt. Dazu gehören aber auch betörende Innigkeit, ein charmanter Walzer und der tolle Wirbel des Finales, eben alle Facetten des Lebens.
Tschaikowsky, der immer um die Großform der Sinfonie gekämpft hat, hält sich hier genau an die konventionellen Formen, der Inhalt aber ist sehr persönlich. Das zu Grunde liegende Programm hat er mit Absicht nicht verraten. Die Musik spricht, oft mit dunklen Orchesterfarben, für sich selbst. In der Melancholie der „russischen Seele" steckt viel robuste Lebenskraft, die durch widrige Umstände erst richtig zu ihrer Form aufläuft. Veranstalter sind das Sinfonieorchester Bergheim und die BM.Cultura in Kooperation mit dem Volkschor. Karten gibt es an den bekannten Vorverkaufsstellen.