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Rundschau

Rhein-Erft-Rundschau - 09.05.2017 - Dietmar Fratz

Nordlichter zum Abschied

Sinfonieorchester bot Klassikkontraste mit Tango und Abba

Stürmische See und sentimentale Abgeschiedenheit machen die volkstönig geprägte Musik Skandinaviens aus. Das zum originären Musikschatz der europäischen Nordlichter auch der Tango gehört, wird viele Besucher des Konzerts der Bergheimer Sinfoniker überrascht haben. Das jüngste Kontraste-Konzert führte die so ungleichen Schwestern im Medio kurzweilig zusammen.

Niels Gade ruhige "Ossian"-Ouvertüre entführte in die ureigene Klangwelt der sturmerprobten Länder. Leise Streicher und hymnisch-imperiale Posaunen sorgten für gefällige Musikbögen, fein gesetzte Akzente und warme Klangteppiche, mit sogar lupenreinen Horneinwürfen. Auch bei den acht Bildern der Peer-Gynt-Suite schwelgten die Musiker - weitgehend ambitionierte Laien - in ohrwurmartigen Melodien. Die erhabene Morgenstimmung, die dämonisch-spannende Halle des Bergkönigs und das anrührende Lied Solvejgs sind von dem Bühnenstück Henrik Ibsens um den Aufschneider und selbst ernannten Abenteuerer übrig geblieben, für das Edvard Grieg zwei Dutzend Szenenmusiken komponiert hat. Nicht immer einheitliche Phrasierungen waren dem Umstand geschuldet, dass Dirigent Franz-Josef Stürmer zur Vermeidung von kleinteiliger Kästchenmusik die Thementeile so eng wie möglich zusammengesetzt einforderte, wodurch der Melodiefluss in einzelnen Instrumenten überschwappte. Bestechend gelangen Pizzicato-Passagen, auch im schnellen Kontrast zum Bogenstrich. Die Bläser hatten dankbare Aufgaben brillanter Melodieführungen, derer sie sich vorbildlich entledigten.

Das auch im hohen Norden der Tango eine Heimat hat, erläuterte Bandeonist Stephan Langenberg dem Publikum. Tangos von Jacob Gade (die berühmte "Jalousie"), Unto Mononen und auch Tango Nuevos von Astor Piazzolla hatte Langenberg für Solisten und Orchester eingerichtet. Geiger Sebastian Reimann überraschte mit ungewohnten Tönen, ließ den Bogen über die Saiten kratzen und am Steg sägen. Die prächtige Schlagwerkgruppe sorgte für den typischen Rhythmus und das Orchester mit Bläsersolisten für klangbreiten Hintergrund. Zum vorläufigen Abschluss erklang Jean Sibelius' "Finlandia", die heimliche Nationalhymne der Nordländer.

Stürmer hat sein Orchester in den zurückliegenden Jahren nicht nur durch die originelle Reihe Klassikontraste auf Vielseitigkeit getrimmt. Auch gegenüber Rock- und Revuekonzerten gab es keine Berührungsängste. Freudig und auf Stuhlkante sitzende haben die Musiker auch diesmal die Herausforderung angenommen. Nach 30 Jahren am Dirigentenpult waren die Nordlichter das Abschiedskonzert des 64-Jährigen. Orchestervorstand Susanne Schrage dankte dem Musikchef dafür, "dass du uns so lange geduldig ertragen hast". Vizebürgermeisterin Elisabeth Hülsewig nannte Stürmer unter tosendem Applaus einen "Glückfall für die Stadt und Region", Medio-Programmchef Schobbe Vois lobte die Verlässlichkeit und Experimentierfreude Franz-Josef Stürmers. Der unterstrich, sichtlich gerührt, in der Zugabe seine Offenheit für alle Genres mit einem modernen Nordlicht: Ein zündendes Abba-Medley endete mit der musikalischen Verneigung "Thank you for the music".

Nächster Probentermin

    13 Apr 2024

    Probe 15:00 - 18:00

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